Berge

40 Gipfel-Touren in Graubünden

Abseits vom Massentourismus eindrucksvolle Berg-Wander-Touren erleben

Um mal einen kleinen Teil der Möglichkeiten aufzuzeigen die Graubünden bietet, haben wir mal jeweils ein paar Touren aus den verschiedenen Regionen herausgesucht und beschrieben. Die meisten davon gehören nicht zu den viel beschriebenen und häufig besuchten Modebergen, bieten aber abseits vom Massentourimus umso eindrucksvollere Erlebnisse. Viele, wie Piz Blaisun, Piz Scharboda oder Piz Val Lunga, gehören zu den 462 3000ern des Kantons Graubünden, aber auch die Berge unterhalb dieser magischen Marke haben einiges zu bieten. Zahlen sagen ja nicht wirklich was über den Erlebniswert einer Bergtour aus. Ein Erzhorn oder Panüler Kopf stehen den 3000ern in dieser Hinsicht auf jeden Fall nichts nach...


Piz Vallatscha von Disentis

Piz Vallatscha (3109 m) Adula Alpen

Spitzer Wächter über dem Lukmanierpass

Auch Kenner der Medelser Berge können mit dem Namen Piz Vallatscha wohl auf Anhieb nicht allzu viel anfangen. Mit " nördlicher Nachbar des Scopi" wäre zumindest seine geographische Lage geklärt, mehr Aufklärung über seinen Character würde die Aussage bringen "die scharf geschnittene Pyramide, welche von Disentis aus gesehen direkt über dem Lukmanierpass aufragt". Von Disentis aus fällt der Berg wirklich sofort ins Auge und müsste eigentlich auf jeden Alpinisten eine ungeheure Anziehungskraft ausüben. Dies scheint aber nicht der Fall zu sein, gilt der Berg trotz seiner direkten Nähe zum militärisch völlig vereinnahmten Scopi als sehr still. Vielleicht hängt das mit den relativ großen Schwierigkeiten zusammen, welche der Berg bietet.


Chilchalphorn

Chilchalphorn (3056m) Adula Alpen

Formschöner Aussichtsberg über Splügen

Das hübsche Chilchalphorn gilt gemeinhin als einfacher und leicht erreichbarer Dreitausender, trotzdem wird es recht selten besucht. Die liegt wohl vor allem daran, das das Gebiet um Splügen und Hinterrhein im Allgemeinen nicht gerade als eine klassische Tourismusdestination zu betrachten ist. Wenn hier mal eine Tour durchgeführt wird, sind dann zumeist die wesentlich bekannteren Rheinwaldhorn oder Güferhorn als Ziel ausgewählt worden. Dabei bietet das Chilchalphorn am Schluss einen interessanten Grataufstieg und kann sogar mit einer kurzen Gletscherüberquerung dienen. Beides unter sehr geringen Schwierigkeiten und fast ohne Risiko.


Piz Scharboda Anstieg

Piz Scharboda (3122 m) Adula Alpen

Formschöner Gipfel zwischen Greina und Zeivreilastausee

Etwas abgelegen ist er der Piz Scharboda von den üblichen Routen der Adula Alpen, genau zwischen Rheinwaldhorn-und Medelsergruppe. Bei einer Piz Terri Besteigung fiel mir sein formschöner Gipfelaufbau sofort auf, sodass ich beschloss mir diesen Berg, nur 23 Meter niedriger als der Terri selbst, mal von oben anzuschauen. Dann stellte sich die Frage von wo aus den Berg angehen? Aus der Greina? Vrin oder Puzzatsch wären sehr niedrige und weit entfernt gelegene Ausgangspunkte, weder Terrihütte noch Motterasciohütte befinden sich im direkten Umkreis des Berges. Die Valserseite aber bot sich mit einem hochgelegenen Ausgangspunkt an, obwohl man von hier aus sehr weit um den Zervreilasee herumlaufen muss.


Piz Tomuel

Piz Tomül (2943m)  Adula Alpen

Fast 3000er über dem Safiental

Der Piz Tomül verdankt seinen doch relativ bekannten Namen dem nahegelegenen Tomülpass, welcher häufig als Übergang vom Safiental ins Valsertal benutzt wird. Dementsprechend gibt es auch zwei mögliche Ausgangspunkte für die Tour, nämlich das Turrahaus im Safiental und die mit dem Valser Wanderbus erreichbare Station Riefawald.


Bruschghorn vom Gelbhorn

Bruschghorn (3056 m) Adula Alpen

Breite Mauer über dem Safiental

Das Bruschghorn ist der höchste Punkt der Kette vom Piz Beverin bis zu den Splügerner Kalkbergen. Wesentlich bekannter ist aber, obwohl kein Dreitausender, sein über 50 Meter niedrigerer Nachbar, der Piz Beverin. Dieser sicherlich zu Recht viel gerühmte Aussichtsberg erhebt sich markant über dem Tal von Thusis und ist zudem über einen Pfad sehr leicht zu erreichen. In Puncto Fernsicht allerdings übertrifft ihn sein höherer Nachbar noch, welcher zudem auch interessante Tiefblicke ins Safiental liefert. In Strahler kreisen gilt der Piz Beverin als Kristallberg Nummer eins in ganz Graubünden.


Piz Riein

Piz Riein (2762 m) Adula Alpen, Signinagruppe

Auf das Wahrzeichen von Laax

Die Signinagruppe ist der Blickfang schlechthin vom berühmten Skizirkus Flims/Laax/Falera aus. Dass sie nicht an die Weiße Arena angeschlossen wurde, verdankt sie wohl vor allem der Tatsache, das sie durch das breite Rheintal von einem der größten Skigebiete der Schweiz getrennt ist. Ausgangspunkt für diese Gebirgsgruppe ist das stille und unerschlossene Safiental, bzw. der kleine Ort Tenna. Es handelt sich dabei um ein idyllisches Walserdorf mit einer kleinen Kirche aus dem 14. Jahrhundert. In deren Schiff wurden 1957 bedeutende Fresken aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entdeckt.


Tristelhorn Piz da Sterls

Tristelhorn oder Piz da Sterls (3114 Meter) Taminaberge

 Der zweithöchste über Flims

Tristel ist zusammengesetzt aus dem schweizerdeutschen Trist, " Heuhaufen in Freien" und Stall, Stelle, und bezeichnet also den Ort, wo Heuhaufen aufgestellt wurden. Sterls hingegen ist die romanische Bezeichnung für ein- bis zweijährige Rinder. Manchmal ist es wohl nicht schlecht wenn man die ursprünglichen romanischen Gipfelnamen nicht übersetzt, denn sonst wäre ihr wohl klingender und oft auch mysteriöser Name schnell verhunzt.


Crap Mats

Crap Mats (2946 Meter) Taminaberge

Aussichtsloge zum Ringelspitz

Der Crap Mats ist ein Gipfel im Bannkreis des gewaltigen Ringelspitz. Er hält zum Hauptgipfel der Taminaberge allerdings einen respektvollen Abstand. Obwohl er von Weitem nicht sehr zur Geltung kommt, ist er von Aus-und Ansicht her ein durchaus respektabler Berg. Es handelt sich um ein langgestrecktes Bergmassiv, welches sich aus dem Lawoital mit einer, steilen, hohen und stark zerklüfteten Wand erhebt. Felsschrofen und Schutthänge bilden die Westflanke.


Ofen

Ofen (2873 Meter) Taminaberge

Runde Kuppe über den Flimser Skigebieten

Der Ofen gehört sicher nicht zu den bekannten und begehrten Gipfeln im Raum Flims/Laax. Auch die 3000der Grenze überschreitet er nicht, ist aber trotzdem mit seiner markanten Firnbedeckung auf vielen Flimser Werbefotos zu sehen. Optisch handelt es sich hier um einen durchaus ansprechenden Berg, gerade im Zusammenwirken mit den benachbarten Tschingelhörnern.


Pizzo dela Palue

Pizzo della Palü (3172 m) Aversberge

Luftige Grattour mit Seeblick

Beim Pizzo della Palü handelt es sich immerhin um den zweithöchsten Gipfel der westlichen Aversberge, welche sich schon nicht mehr im direkten Umkreis des Haupttales befinden. Es bildet mit dem noch etwas höheren (3209 m) und bekannteren Piz Timun einen charakteristischen und weithin sichtbaren Doppelgipfel über dem langgezogenen Lago di Lai. Da dessen Staumauer die italienische Grenze markiert, befindet sich ein Teil des Berges bereits in Italien. Von dort aus bestehen allerdings keine Zufahrtsmöglichkeiten zum See und ins Valle di Lai, sodass der Ausgangspunkt für diese Bergtour definitiv in Graubünden zu suchen ist. Hinter Innerferrera im Averstal biegt ein Seitenarm nach rechts ins Valle di Lai ab, an dessen Ende sich der See befindet.


Mazzaspitz

Mazzaspitz (3164 Meter)

Schöner 3000er im Avers

Der Mazzaspitz besteht, fast senkrecht geteilt, je zur Hälfte aus grünem Schiefer und Serpentin. Von der Sonne angestrahlt und schneefrei verleiht dieser Schiefer dem Berg einen eigentümlichen Glanz. Obwohl er unter Bergsteigern relativ unbekannt ist, und selten bestiegen wird ist der Mazzaspitz eine der imposantesten Erscheinungen des Aversgebirges. Seine Nordwand bildet zusammen mit der benachbarten Jupperhorn-Nordwand einen, wenn auch durch eine breite Einsattelung getrennten, einzigen Steilabfall.


Piz Piot

Piz Piot (3053 m) Aversberge

Krönender Abschluss des Averstales

Der Piz Piot gehört noch zu den unbekanntesten Bergen in der sowieso schon unbekannten Plattagruppe, bzw. den Aversbergen. Er befindet sich in der Nähe des bekannten Septimerpasses, dem Übergang vom Avers ins Bergel. Auch dieser hat seit dem Bau der Julierpasstraße nur noch touristische Bedeutung, das Einwirken von Römern und Walsern ist aber noch deutlich erkennbar. Albula, Julierpass, Septimerpass, Mera, Liro, Splügenpass und Hinterrheintal begrenzen diese Gebirgsgruppe. Teile der Gruppe wie die Stella-und Gallegionegruppe gehören politisch bereits zu Italien, auch wenn alle diese Gipfel problemlos vom Bündnerland aus erreicht werden können.


Piz Cagniel

Piz Cagniel (2970 m) Aversberge

Fast 3000er im Oberhalbstein

Auch unter den sowieso schon recht selten begangenen Aversbergen gehört der Piz Cagniel zu den am seltensten bestiegenen. Die 3000-Metermarke verfehlt er ebenfalls, wenn auch nur um äußerst knappe 30 Meter. Seine höheren Nachbarn Wissberg und Piz Forbesch (3261 m) stehlen ihm vor allem bei Ansichten aus weiterer Ferne zu deutlich die Schau. Trotzdem bietet er von Radons aus oder vom Übergang zur Furcla Saletscha ein imposantes Bild., das zu einer Besteigung geradezu einlädt. Der Piz Cagniel bildet den westlichen Eckpunkt des Arblatsch-Forbesch Massivs und grenzt sich vom Südwestgrat des Piz Forbesch deutlich durch die Furcla Cagniel (2748 m) ab.


Piz Alv

Piz Alv (2854 m) Aversberge

Die Weiße Spitze über Radons

Mit dem haarigen Außerirdischen aus der Fernsehserie hat der Piz Alv nichts zu tun. Genaugenommen handelt es sich hier um eines der in Graubünden so zahlreich vertretenen Weißhörner, denn das bedeutet die rätoromanische Bezeichnung Alv. Durch sein helles Kalkgestein wird der Berg dieser Bezeichnung gerecht, auch wenn sie nicht besonders originell erscheint. Einige Piz Alvs gibt es in Graubünden, zum Beispiel am Berninapaß oder in der D`Err-Gruppe weiter oben am Julierpaß. Dazu kommen noch etliche Weißhörner (Flüela Weißhorn und Arosa Weißhorn dürften die bekanntesten sein) und Piz oder Corno Biancos. Dabei fällt einem natürlich sofort der Gipfelpunkt des so oft gerühmten Biancogrates am Piz Bernina ein.


Gletscherhorn

Gletscherhorn (3107 m) Aversberge

Einer der schönsten Aversberge

Das Gebiet der Aversberge oder die Plattagruppe umfasst immerhin eine Fläche von 700 Quadratkilometern und zahlreiche Dreitausender. Trotzdem sind diese Berge den meisten Bergsteigern nahezu unbekannt. Einzig der Piz Platta, mit immerhin 3392 Metern der Kulminationspunkt dieser Gruppe, taucht in einigen Bergbüchern auf. Eventuell sind ihnen die Namen Piz Duan (3131m), Pizzo Stella (3165 m) oder Piz Timun (3205 m) schon einmal begegnet. Das dieses Gebiet mit dem Averstal als Mittelpunkt aber über zahlreiche weitere sehr attraktive Tourenmöglichkeiten verfügt, hat sich noch nicht allzu weit herumgesprochen. Vielleicht ganz gut so, denn wo in den Alpen kann man sich heute noch in völlig unberührter und unerschlossener Landschaft bewegen?

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