Lenzerhorn ( 2906 )

Spitzer Hochgipfel über der Lenzerheide

Das Lenzerhorn dürfte einen der bekanntesten und meistbestiegenen Gipfeln in diesem Führer darstellen, trotzdem ist die Chance es, oder zumindest den Gipfel, für sich allein zu haben zumindest an Wochentagen durchaus vorhanden.

Lenzerhorn

Zudem gilt es als der formschönste Gipfel der Plessuralpen, wobei Schönheit natürlich sehr subjektiv ist, und für diesen Titel auch durchaus noch andere Berge in Frage kommen. Fakt aber ist, daß das Lenzerhorn, vor allem von der Passtraße zur Lenzerheide, ein imposantes Bild liefert und von allen umliegenden Gipfeln einen Hauptblickfang darstellt. Seine markante Fels-und Schuttpyramide mit ihrer interessanten rötlichen Färbung bewirkt beim ersten Anblick einfach das unbedingte Verlangen hinaufzusteigen. Dies ist weniger schwierig als seine steilen Grate vermuten lassen, der Normalweg von Lenzerheide über den Nordwestgrat setzt zwar einige Gewandtheit im Fels voraus, ist aber an den Schlüsselstellen hervorragend markiert. Dieser markierte Steig ist auf vielen Karten als Weg eingezeichnet, sollte aber nicht dazu verführen Weg mit gehen gleichzusetzen. Für den Nurwanderer ist diese Tour möglicherweise zu anspruchsvoll und sie sollte auf keinen Fall unterschätzt werden. Dazu kommt, daß die Tour mit 1400 Höhenmetern doch recht lang und steil ist und Ermüdungserscheinungen im Gipfelbereich somit nicht unwahrscheinlich sind. Abkürzen kann man die Tour mit der Seilbahn auf das Parpaner Rothorn, wobei die gesparten Höhenmeter allerdings statt im Aufstieg zusätzlich im Abstieg bewältigt werden müssen.

Eigentlich aber stellt das Lenzerhorn im touristisch sehr erschlossenen Gebiet um die Lenzerheide die sportliche und stille Alternative zur Bahnfahrt auf das ähnlich hohe Rothorn dar. Die Routen verlaufen fast ausschließlich über die 3 Grate, wovon aber nur der schon erwähnte Nordwestgrat, der aus den Wäldern östlich der Lenzerheide aufsteigt und den Normalweg bildet, als leicht zu bezeichnen ist. Sowohl der Nordostgrat, welcher zum Piz Mosch abfällt, als auch der Südgrat, der die Verbindung zum Piz Linard (hier ist nicht der bekannte Silvrettaberg gemeint) herstellt, bergen anspruchsvolle Routen im brüchigen Fels. Die Flanken selbst bestehen aus schuttdurchsetzten Felsstufen und werden kaum je begangen.

Auf den Gipfel befindet sich ein Metallemblem, das Gipfelbuch ist in einem Steinmann verborgen.

 

Der Wegverlauf

Gestartet wird die Tour über den Normalweg von Lenzerheide aus, eine wirklich empfehlenswerte Alternative dazu besteht nicht. Es führen von dort nördlich wie südlich der Aua da Sanaspans gute Wege zur Alp Sanaspans. Diese ist, in einem Ferienklassiker wie Lenzerheide selbstverständlich, an fast jeder Wegkreuzung ausgeschildert. Von dort folgt man dem Graben von Val, einer ausgeprägten Erosionsrinne gegen Südosten. Bei Punkt 2243 beginnt nun die eigentliche Besteigung. Gute aber steile Pfadspuren leiten in Serpentinen hinauf zum ersten Grataufschwung, wo linksseitig auf den Gipfel zugequert wird. Hierbei erreicht man die andere Seite des Bergstocks. Nach einem kurzen Stück der Erholung auf fast gerader Strecke, geht es nach einigen Minuten wieder steil Bergauf durch loses Geröll, dafür aber auch mit eindrucksvollen Tiefblicken. Hier erfordert der Wegverlauf besondere Aufmerksamkeit, denn an dieser Stelle habe ich schon zweimal die richtige Wegmarkierung verfehlt und erst mit mühsamem Suchen im Steilschutt auf den richtigen Weg zurückgefunden. Da dieser sich aber in ziemlich langen Kehren windet ist bei normalen Sichtverhältnissen die Gefahr sich zu verlaufen äußerst gering.

Zum Schluß wartet noch ein exellentes Fotomotiv, nämlich der steile Gipfelkopf, wofür die letzten 100 Höhenmeter leichte Kletterstellen im ersten Grat bewältigt werden müssen. Hierbei helfen allerdings die blauen Markierungen, welche praktisch alle paar Meter angebracht worden sind, und unfehlbar die vorteilhafteste Route weisen.

Nach dieser letzten Anstrengung ist dann schnell der höchste Punkt erreicht und die überwältigende Rundsicht von dritthöchsten Plessurgipfel entschädigt für alle Aufstiegsmühen. Besonders eindrucksvoll kommt das Bergüner Dreigestirn Piz Ela, Tinzenhorn und Piz Mitgel zur Geltung. Zudem bietet das Lenzerhorn durch seine freistehende Lage atemberaubende Tiefblicke ins Tal der Lenzerheide und auch auf den bekannten Julierpass.

Der Abstieg muß leider mangels Alternativen auf dem Anstiegsweg durchgeführt werden, der aber ohne konditionelle Ansprüche noch mit einigen im Aufstieg nicht bemerkten Eindrücken aufwartet.

Alternative vom Parpaner Rothorn

Von der Talstation bei Parpan mit der Seibahn auf den Westgipfel des Parpaner Rothorns. Von dort über den Abstiegsweg Richtung Süden, vorbei am Lai Plang Bi (im Sommer und Herbst leider zumeist ausgetrocknet) auf bezeichnetem Weg zur Alp Sanaspans. Da diese schon vom Rothorn aus zu sehen ist, sollte sie auch bei der Unzahl verschiedener Wanderwege eigentlich nicht verfehlt werden. Am besten ist es querfeldein gleich Punkt 2243 anzusteuern und den Weg dann auf der beschriebenen Route fortzusetzen.

Talort: Lenzerheide

Höhenunterschiede: Lenzerheide-Lenzerhorn: 1400 Hm. in Auf-und Abstieg ; vom Rothorn 2000 Hm. im Abstieg und 700 Hm. Aufstieg

Zeiten: Lenzerheide-Lenzerhorn: Aufstieg: 4 St. , Abstieg: 3 St. ; Rothorn-Lenzerhorn: 3 St. in Auf-und Abstieg

Schwierigkeit: Fels: 1 ; kein Eis, Gipfelkopf bei Schneebedeckung heikel

Stützpunkte: keiner

ÖPNV-Anschluß: Stündlich Busse von Chur nach Lenzerheide

Übernachtungsmöglichkeiten im Talort: Ferienkolonie der Stadt Chur, tel. 0812525894, Herr Melcher ; dazu weitere günstige Unterkünfte im weiträumigeren Gebiet

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