Piz Cotschen (3195 m) Albula Alpen

Der rote Nachbar des Piz Kesch

Neben dem Dreigestirn Piz Üertsch, Kesch und Blaisun gibt es noch einen vierten großen Berg in dieser Reihe. Leider wirkt der Piz Cotschen aus der Ferne betrachtet etwas unscheinbar, was wohl an der direkten Nähe zum dominanten Hauptgipfel der gesamten Albulaalpen, dem Piz Kesch liegt. Trotzdem steht er dem Piz Blaisun an Höhe nur um 5 Meter nach, sein Aufbau wirkt aber durch die fehlende Pyramidenform seines Nachbarn weniger auffällig. Aus der Nähe hingegen fordert sein feines rötliches Gestein eine Besteigung geradezu heraus, vor allem da sich die Schwierigkeiten doch in sehr engen Grenzen halten.

Piz Cotschen

Damit wäre auch der Name geklärt, denn Piz Cotschen heißt im Rätoromanischen nichts anderes als rote Spitze, also ein weiteres Rothorn. Das gleiche Phänomen gibt es ja mit Schwarzhörnern (Nair) und Weißhörnern (Alv) auch. Der bekannteste Piz Cotschen befindet sich wohl in der Silvretta über Guarda. Wenn dieser auch deutlich niedriger ist, als derjenige über dem Albulapass handelt es sich dort ebenfalls um einen Dreitausender. Obwohl das höchste Rothorn Graubündens ist dieser Bergstock nur Insidern bekannt, entsprechend still und einsam ist der Aufstieg durch die wunderschöne Talschaft unterhalb der Furcla Pischa. Vor allem der Blick auf die wuchtige Keschnadel zieht Wanderer wie Bergsteiger in seinen Bann.

Albula bedeute "der weisse Fluß" damit bildet der Flußname einen interessanten Kontrast zu den ihn umgebenden Bergen. Das lärchenstille Val Tours bei Bergün und der doppelbödige Lai Palpuogna, sicherlich einer der schönsten Bergseen Graubündens, bilden zwei der zahlreichen Highlights in der direkten Umgebung des Passes. Das Schwefelbad in Alveneu Bad ist an historischer Stätte wieder errichtet worden, das Bahnerlebnis inszeniert die kleine Rote (Rhätische Bahn) in ihrem Museum und als Erlebnispfad. Dieser bahnhistorische Lehrpfad führt entlang der Albula über knapp 8 Kilometer mit einem Gesamtgefälle von 400 Metern vom Portal des Albulatunnels in Preda bis nach Bergün. Schautafeln erläutern Bau und Streckenverlauf, Fahrpläne informieren über die Vorbeifahrt des nächsten Zuges. Der Lehrpfad ist gesichert und von Mai bis Oktober für jedermann begehbar. Perfekt erspürt der Wanderer die Vergangenheit. In Stugl Station findet er tatsächlich noch eine Baracke der Bahnbauzeit, wo sich damals 48 Arbeiter Bett und Tisch Schichtweise teilen mussten. Am Fusse des Landwasserviaduktes entdeckt er die Fundamente der Mörtelmischmaschine und den Steinbruch wo die Quader für das Bauwerk behauen wurden. Am Abend in der Dorfbeiz kann es Vorkommen, das er mit dem Urenkel eines Bauarbeiters über die faszinierenden, ingenieur-technischen Details des Filisurer Viadukts diskutieren kann.

Die Tour zum Piz Cotschen allerdings wird von all dem nicht berührt.

 

Der Wegverlauf:

Der Ausgangspunkt ist nirgends näher bezeichnet, trotzdem aber kaum zu verfehlen. 5-10 Minuten hinter der Albulapasshöhe befindet sich auf der rechten Seite ein langgezogener Parkplatz, mit einem deutlichen Holzschild versehen: Es-cha Hütte. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite beginnt dann der markierte Hüttenzustieg. Allmählich anstiegend führt der Pfad dann engadinwärts, immer unter den Südabstürzen des Piz Blaisun. Nach einer gute halben Stunde dürfte schon die Fourcla Gualdauna auf 2490 Metern Höhe überschritten werden. Der Pfad schlängelt sich nun linksseitig um den Piz Blaisun herum, wobei man unter der imposanten Keschnadel die Hütte schon zu Gesicht bekommt. Sie bietet sich als Stützpunkt an, vor allem wenn mehrere Touren in diesem Gebiet geplant sind, und zum Beispiel der Piz Kesch oder der Piz Blaisun das Tourenprogramm abrunden sollen. Doch dank des hohen Ausgangspunktes ist die Tour auch bequem als Tagestour durchführbar. Nach einigen 100 Metern wird dann unser Ziel bereits über dem Talschluß sichtbar und begeistert mit seinem roten Gestein. Vor dem Pischatal macht der Weg dann eine Rechtskurve von fast 90°. Vor oder hinter der kleinen Brücke biegen wir direkt links in das malerische Tal und steigen über Rasenteppiche weiter an. Es macht Sinn sich rechtsseitig zu halten, denn einige Trittspuren erleichtern die Wegsuche, sind aber nicht gerade sehr deutlich. Leider durchziehen Schrofen die Rasenhänge, sodass nicht an beliebiger Stelle aufgestiegen werden kann. Oberhalb der grasigen Hänge treffen wir wieder auf einen kleinen Pfad, überschreiten den aber nur, um uns unter der Keschnadel (rechts) ein helles Geröllfeld hinauf zu arbeiten. Es beginnt relativ flach, und ist mit seinen groben Blöcken recht angenehm zu begehen. Zur Linken kommt uns unterhalb der Keschnadelfelswand ein Firn-oder Schuttplateau zu Gesicht, welchem wir folgen. Einige Gletscherreste sind in jedem Fall zu begehen, bieten aufgrund ihrer sehr geringen Mächtigkeit aber absolut keinerlei Spaltengefahr, auch Steigeisen müssen nicht mitgeführt werden, da sich der Großteil auf Schutthängen umgehen lässt. Es besteht die Möglichkeit bis zum steilen Sattel zwischen Piz Cotschen und Keschnadel aufzusteigen und den Gipfel dann unschwierig über den linksseitigen Nordostgrat zu erreichen, oder vorher schon links über steile Schuttfelder aufzusteigen. In beiden Fällen erreicht man problemlos den langgezogenen Gipfel mit exzellentem Blick auf den benachbarten Piz Kesch. Auch der Piz Üertsch besticht durch seine wuchtige Gestalt und interessanten Gesteinsfärbungen. Piz Ela und Piz Blaisun sind weitere Highlights in einer Schau, die erst an der Ortlergruppe ihr Ende findet.

Als Abstiegsalternative bietet sich der etwas schwierigere Abstieg zur Fourcla Pischa (2871 m) an. Dazu steigen wir zunächst unschwierig den Südgrat hinunter, wenden uns dann auf der Höhe der ersten Plateaufläche nach links um den Steilabbruch durch einen Schutthang zu umgehen. Einige leichte Kletterstellen würzen diesen Abstieg. Rechts geht es nun in Gratnähe über Schnee oder Schutt weiter hinunter, bis die Einsattelung über grobe Blöcke erreicht ist . Wer möchte kann hier noch die gut 300 Höhenmeter zum Piz Blaisun anschließen, ansonsten leiten Wegspuren zum Hüttenweg zurück.

Talort: Bergün (1421 m) ; Zuoz (1650 m)

Ausgangspunkt: Parkplatz 2250 an der Albulapaßstrasse

Zeiten: Albulapass-Piz Cotschen: 3 St. , Abstieg: 2 St.

Höhenunterschiede: Paßstrasse-Piz Cotschen: knapp 1000 Hm.

Schwierigkeiten: einige leichte Kletterstellen, eventuell Firn, Fourcla Pischaseite etwas ausgesetzt

Stützpunkt: Es-cha Hütte (2594 m), 1,5 St. von Passhöhe, 2,5 St. von Zuoz

Übernachtungsmöglichkeiten im Talort: Passhöhe: Berggasthaus, tel.: 081/ 4071296 ; Bergün: Zivilschutzanlage, tel.: 081/4071417 oder Chesa Grusaida, tel.: 061/9812525 ; Zuoz: Ferienlager Chanels, tel.: 081/854139

ÖPNV-Anschluß: Die Bahnverbindungen reichen nur bis Preda, die Passhöhe muß von dort per Autostop erreicht werden ; Zuoz liegt auf der Strecke zwischen St. Moritz und Davos