Piz Nuna (3124 m) Sesvennagruppe

Schwarzer Doppelgipfel am Nationalparkrand

Der Piz Nuna ist der höchste Gipfel der westliche Sesvennagruppe, bzw. Den Unterengadiner Dolomiten. Seine doppelgipfelige, dunkle Pyramide bietet aufgrund der freien Lage und bedeutenden Höhe einen großartigen Rundblick. Nordseitig ziert ihn ein kleiner, ins Val Nuna abfallender Gletscher. Die Tour führt wie an allen Gipfeln der Unterengadiner Dolomiten durch sehr stilles und ursprüngliches Gelände.

Piz Nuna

Wild und abschreckend wirken diese Berge, in der Tat verteidigen sich fast alle mit langen, mühsamen Anstiegen und nicht unschwierigen, brüchigen Felspassagen. Auch der Piz Nuna ist nicht ganz leicht zu besteigen, doch liegt der Ausgangspunkt begünstigt durch die Ofenpasstrasse, mit 1748 Metern relativ hoch. Dies ist auch nötig, da sich in diesem Teil der Sesvennaberge keinerlei Stützpunkte des SAC befinden. Der Piz Nuna erhebt sich in unmittelbarer Nachbarschaft des vor kurzem erweiterten Schutzgebietes des Schweizer Nationalparks. Durch das Ausbleiben jagdlicher, forstwirtschaftlicher und landwirtschaftlicher Nutzung soll hier die ursprüngliche Alpenlandschaft bewahrt werden. Mit Hilfe wissenschaftlicher Forschungen werden die Prozesse der Natur in ihrer uneingeschränkten Entwicklung dokumentiert. Viel ursprüngliche Landschaft ist daher auch während unserer Tour zu erwarten. Der 172 Quadratkilometer große schweizerische Nationalpark wurde bereits 1914 gegründet und ist damit der erste Nationalpark Mitteleuropas. Die Anliegen der Nationalparkpioniere sind weiterhin aktuell: Ein Stück Alpennatur vor menschlicher Nutzung zu schützen und für kommende Generationen zu erhalten. Durch konsequente Umsetzung dieser Gedanken gilt der Park heute als eines der bestgeschützten Gebiete der Alpen. Zahlreiche Tierarten bevölkern den Park, eine vielseitige Flora schmückt die alpinen Matten und die Wälder sind dynamischer denn je. Drei Hauptaufgaben stellt sich der schweizerische Nationalpark, nämlich die Natur umfassend zu schützen, die Veränderungen zu erforschen und die Öffentlichkeit über die Entwicklung dieses Großreservates zu informieren. Letzteres geschieht vor allem im Nationalparkhaus von Zernetz, geöffnet vom 1. Juni bis zum 31. Oktober eines jeden Jahres. Neben einer Dauerausstellung wird hier ein begehbarer Murmeltierbau vorgeführt, Videoveranstaltungen, ein digitales Besucherinformationssystem und ein betreuter Auskunftsschalter runden das Angebot ab.

Auf dem Naturlehrpfad im Ofenpassgebiet erhalten Besucherinnen und Besucher Hintergrundinformationen zu den Besonderheiten entlang des Weges. Der Ofenpass bildet zusammen mit dem Umbrailpass den Übergang von Engadin nach Südtirol.

Der Wegverlauf

Ausgangspunkt ist der kleine Parkplatz neben der alten Straßenbrücke über den Ova da Laschadura, wo sich auch eine der gelben Haltestellen für Postbusse befindet. Mit 1748 Metern liegt dieser in günstiger Höhe um den Piz Nuna als Tagestour anzugehen. Wir marschieren nun auf schmalem, aber recht guten Pfad in den Wald und ins Val Laschadura hinein. Neben dem Bach steigt das Weglein in engem Talgrund gleich recht ordentlich an. Der Wald lichtet sich, und nach etwa einer halben Stunde Gehzeit überqueren wir linksseitig den Bach. Anschließend steigen wir auf der nordwestlichen Bachseite relativ bequem über einen Viehweg das Tal hinauf. Der Weg verzweigt sich an einem weiteren Steg über den Ova da Laschadura. Dort biegen wir wieder links ab und wenden uns zu einer Hangkante hinauf. Gleich dahinter befindet sich die urige Alp Laschadura (2000 m), eigentlich aus nur einem alten Holzgebäude bestehend. Dort finden wir Wegweiser, die uns den Weg zur Furcla Stragliata anzeigen. Dieser schlängelt sich, nicht immer gut sichtbar den steilen Rasenhang hinauf. Bei knapp 2700 Metern ist dann endlich die Furcla erreicht. Links über uns ragt nun der wild gezackte Südostgrat in den Himmel. Dunkel und unnahbar wirkt er aus der Froschperspektive, aber das erste Teilstück entpuppt sich als äußerst harmlos. Zuerst über Rasen, dann über Schutt gewinnen wir die erste Steilstufe, welche wir links der Gratkante unschwierig, aber etwas ausgesetzt durchsteigen. Schnell kehren wir aber zur nun steiler und schärfer werdenden Gratkante zurück. Leichte Blockkletterei mit einer kurzen, rechtsseitigen Umgehung knapp unter dem Gipfel führt uns weiter nach oben. Die letzten Meter zum Hauptgipfel sind sehr ausgesetzt und beinhalten Schwierigkeiten im zweiten bis dritten Schwierigkeitsgrat. Wer hier vom Mut verlassen wird, muss sich nicht grämen die Tour am erreichten Aussichtspunkt zu beenden. Es fehlen nur mehr wenige Meter zum endgültigen Gipfel, aber die haben es wirklich in sich und sind dazu sehr ausgesetzt. Der Abstieg zur Furcla Stragliavita erfolgt auf dem Aufstiegsweg, dort angekommen bietet sich nun ein Abstieg ins Unterengadin an, nämlich auf markiertem Weg durch das Val Sampuoir nach Ardez oder Sur En. Wer sein Auto allerdings an der Passtraße geparkt hat muss wohl oder übel auf dem Anstiegsweg dorthin zurückkehren.

Eine interessante Alternative ohne Kletterei stellt der Piz de las Coulumnas dar, der natürlich auch als Zugabe nach der Piz Nuna Besteigung nachgelegt werden kann. Vom Sattel aus wendet man sich einfach nach rechts und steigt größtenteils auf der Grathöhe über Schutt dem hellen und breiten Kalkgipfel auf 2854 Metern Meereshöhe entgegen.

Auf beiden Gipfeln dominiert gleichermaßen neben atemberaubenden Tiefblicken ins Unterengadin die ebenmäßige Gneispyramide des Piz Linard, sowie der Rest der Silvretta auf der anderen Talseite. Auch die weiss glänzenden Hochgipfel der Ortlergruppe sind deutlich auszumachen, dazu bilden wie üblich Piz Kesch und die Berninagruppe markante Orientierungspunkte.

Talorte: Susch (1421 m), Zernetz (1430 m)

Ausgangspunkt: Parkplatz  auf 1748m an der Ofenpaßstraße

Zeiten: Parkplatz-Piz Nuna: ca. 3,5 bis 4 St. , Abstieg 2,5 bis 3 St. , nach Ardez 3 bis 3,5 St.

Höhenunterschiede: Parkplatz-Piz Nuna: 1400 Hm. , Piz Nuna-Ardez: 1700 Hm. Piz de las Coulumnas: + 1 Stunde Auf-und Abstieg

Schwierigkeiten: am Grat leicht ; Schlußmeter 2 bis 3, kein Eis ; Piz de las Coulumnas: erfahrener Bergwanderer

Stützpunkte: keiner

Übernachtungsmöglichkeiten im Talort: Ofenpas: Wegerhaus (1870 m), tel.: 081/8561194 ; Susch: Lager Monstein, 17 Fr. ,tel.: 081/8622986 ; Zernetz: chasa Ivraina, tel.: 081/8561874

ÖPV-Anbindung: Postautos stündlich von Zernetz, von dort Bahnverbindungen nach Chur und St. Moritz