Piz d`Angel (3205 m) Albula Alpen

Spitzer Kegel am Rand der D`Err-Gruppe

Obwohl er mit 3205 Metern eine recht beachtliche Höhe aufweist, und trotzdem ziemlich einfach zu besteigen ist, wird der Piz d`Agnel wie fast alle Gipfel der D`Err-Gruppe recht wenig beachtet. Ausnahmen bilden hier nur der namensgebende Piz D‘ Èrr selbst und der Kulminationspunkt der Gruppe, der 3397 Meter hohe Piz Calderas. Zahlreiche weitere Gipfel allerdings, welche die Dreitausendmetermarke ebenfalls deutlich überschreiten, und deren Anstieg durch einsamstes, aber landschaftlich und vor allem geologisch hochinteressantes Terrain führen, hat man in der Regel ganz für sich allein.

Piz D Angel

Auch zum Piz d`Agnel wird man eher von Steinböcken als von Menschen begleitet. Allenfalls ein paar Skitourengänger nehmen sich den Berg im Winter zum Ziel. Der gängigste Anstiegsweg führt vom Julierpass durch das Val d`Agnel. Hierbei kann die Jenatschhütte als Stützpunkt hinzugezogen werden. Sie ist nach dem bekannten Bündner Freiheitskämpfer Jörg Jenatsch benannt und dient vor allem als Ausgangspunkt für den Piz Calderas und den Piz D Èrr.

Aber auch die Alp Flix oberhalb des Bergweilers Sur kommt als Ausgangspunkt in Frage. Diese liegt ebenfalls am Julierpass und ist Teil der Landschaft Savognin im Oberhalbstein. Aufgrund ihres außerordentlichen Reichtums an Tieren und Pflanzen entsteht hier im Surses und im Albulatal ein Landschaftspark, der Regionalpark Mittelbünden. Das Ergebnis der Machbarkeitsstudie liegt bereits vor, Konzept und Aktionsplan starteten im Frühjahr 2002, und sollen Ende 2003 abgeschlossen sein. Danach werden die Gemeinden die endgültigen Entscheidungen über die Realisierung treffen und dies könnte 2004 beginnen. Ziel ist es bei Gästen und Bevölkerung den Sinn für besondere Naturphänomene, Pflanzen, Tiere und die Kultur zu wecken. Besondere Waldgesellschaften und andere naturnahe, einsame Gebiete sollen so besser geschützt werden. Gerade das Plateau der Alp Flix ist eine Welt für sich. Es handelt sich hier um eine Moorlandschaft von nationaler Bedeutung, was aber eine ziemlich nüchterne Bezeichnung ist für dieses einzigartige Biotop. Über 2000 Arten haben Wissenschaftler an nur einem einzigen Tag gefunden, 10000 Tier-und Pflanzenarten dürften es nach vorsichtigen Schätzungen sein. Hoch-und Flachmoore, kleine Seen und Tümpel wechseln mit Wäldern und Zwergsträuchern, Wiesen und Weiden ab. Kleine Siedlungen, auf die Walser zurückgehend, sind Zeugen einer sieben Jahrhunderte andauernden Nutzung welche das Gebiet entscheidend geprägt hat. Am 3. Juni 2000 wurde hier im Zuge des Tages der Artenvielfalt die bis dahin unbekannte Dungmückenart "Rhexoza flixella" entdeckt und dokumentiert.

 

Der Wegverlauf:

Der beste Ausgangspunkt ist hier das Berghaus westlich der Julierpasshöhe. Von hier aus wenden wir uns über Pfadspuren ein Stück gegen Nordwesten (links) über einen hohen Grasrücken hinweg und mogeln uns mit möglichst geringem Höhenverlust zum Wanderweg hinüber, welcher in das Val d`Agnel führt. Über die Furcla d`Agnel verbindet er die Jenatschhütte mit der Passhöhe. Er kann auch von Punkt 2260 der Passtraße erreicht werden, direkt am Taleinschnitt befindet sich ein kleiner Parkplatz, der Weg folgt dann immer dem Bachlauf. Unter den Felsausläufern des Corn Alv führt uns der Weg in einen einladenden grünen Boden. Am gegenüberliegenden Ende der Ebene gabelt sich der Pfad. Wegweiser zeigen uns den rechten Weg nach Norden an, welcher vielkehrig an zwei leuchtenden Seeaugen vorbei zur Furcla d`Agnel (2974 m) ansteigt. Wer in der Jenatschhütte nächtigen möchte kann diese von hier aus schon sehen und nach einer kurzen Gletscherüberschreitung den markierten Weg nicht verfehlen. Steigeisen sind ratsam, und Vorsicht ist geboten bei schlechten Sichverhältnissen. Der d`Agnelgletscher ist sanft geneigt, die wenigen, sehr kleinen, Spalten stellen keine große Gefahr dar. Trotzdem sind Pickel und zumindest Grödeln, bei unerfahrenen auch Seilsicherung anzuraten. Den gleichen Gletscher queren wir nun mit einigem Höhenverlust (ca. 100 Hm.) gegen Links immer gerade auf die Einsattelung zwischen Piz d`Agnel und Tschima da Flix zu. Sie begrenzt das Gletscherbecken und ist daher kaum zu übersehen. Erreicht wird der Sattel am Schluß über steilen Schutt, welcher weitaus mühsamer zu begehen ist als das flache Gletscherbecken. Doch nach kurzer Zeit ist der Sattel geschafft. Wir wenden uns nun dem Gratanstieg zur linken Seite zu und gewinnen nach gut 200 weiteren Höhenmetern auf Pfadspuren ohne Schwierigkeiten den Gipfel. Eindrucksvoll erhebt sich der dunkle Piz Julier in die Höhe und bildet einen scharfen Kontrast zur firnglänzenden Berninagruppe . Weiter im Süden reihen sich die Gipfel des Bergells auf, und kulminieren im finster und abweisend wirkenden Monte Disgrazia, dem Berg der Ungnade.

Der Abstieg kann über den Aufstiegsweg erfolgen, falls kein Rückkehrzwang zum Auto besteht, bietet sich allerdings vom Sattel aus der Abstieg zur Alp Flix und weiter nach Sur an. Dieser verläuft ohne Komplikationen auf Pfadspuren bis zur Alp Flix und vermeidet den Gegenanstieg zur Furcla d`Agnel. Diese Rundtour kann natürlich auch in umgekehrter Richtung durchgeführt werden, doch die Passhöhe bietet sich als höherer und besser erreichbarer Ausgangspunkt mehr an. Wer den Gletscher vermeiden möchte kann Auf-und Abstieg über die Alp Flix durchführen, diese ist allerdings kaum mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Von der Alp Flix geht es deshalb auch auf markiertem und bezeichnetem Wanderweg oder der Fahrstraße hinunter nach Sur.

Wer über genügend Ausdauer verfügt kann vom Sattel aus noch die etwas höhere Tschima da Flix (3303 m) ersteigen, dieser Anstieg ist auch Teil der nächsten Tour zum Piz Picuogl.

Talorte: Mulegns (1486 m) ; Sur (1617 m)

Ausgangspunkte: Julierpass Punkt 2260 oder Alp Flix (1980 m)

Zeiten: Alp Flix-Piz d`Agnel: 3,5 St. , Abstieg 2,5 St. ; Julierpasshöhe-Piz d`Agnel: 4 St. , Abstieg 3 St.

Höhenunterschiede: Julierpasshöhe-Piz d`Agnel: ca. 1100 Hm. ; Alp Flix-Piz d`Agnel: 1210 Hm.

Schwierigkeiten: leichte Gletscherüberschreitung, keine Schwierigkeiten im Fels

Stützpunkt: Jenatschhütte ( 2652 m ) tel.: 081/8525115

Übernachtungsmöglichkeiten im Talort: Sur, Alp Flix: Berghaus Piz Platta, tel.: 081/751122

ÖPNV-Anschluß: Busse über den Julierpass stündlich vom Oberengadin oder von Chur/Tiefencastel

Die Alp Flix ist nur mit dem Auto zu erreichen, vielleicht hilft ein Mountainbike weiter.