Pan de Azucar (5103 m)
Die Sierra Nevada de Cocuy ist eines der beiden alpinen Gebirge Kolumbiens. Das andere, die Cordillera Santa Marta, ist für Bergbesteigungen nicht geöffnet, bzw. eine Besteigungserlaubnis erfordert ein mehrwöchiges Probewohnen mit Begutachtung durch einen Schamanen. Trekkings bis 4500m sind dort aber machbar.
In der Cocuy ist momentan wiederum die Trekking Umrundung geschlossen. Wegen Differenzen zwischen den indigenen Uwa und der Nationalparkverwaltung.
Einige Berge und Tageswanderungen können aber gemacht werden. Offen sind Concavo, Ritacuba Blanca, mit 5330m der höchste Berg der Region, und eben der Pan de Azucar. Dazu können auch die meisten der malerischen Bergseen erwandert werden. Alle Aktivitäten erfordern eine Anmeldung bei der Nationalparkverwaltung und eine Versicherung gegen Unfall die recht schnell und unkompliziert vor Ort abgeschlossen werden kann. Wer Mitglied im Alpenverein ist, sollte den Ausweis mitnehmen, um die Versicherung nachzuweisen. Dann entfällt diese Posse.
Der Pan de Azucar ist einer der hohen und durchgängig mit Eis bedeckten 5000er in der Sierra Nevada de Cocuy. Die Besteigung bietet mächtige Felswände, atemberaubende Tiefblicke, eine spannende Fernsicht bis ins Amazonasgebiet und über zahlreiche 5000er. Dazu ein anmutender Grat - und Gletscheranstieg und malerische Seeaugen. Also ein sehr lohnendes Unterfangen. Vom Ort Cocuy aus, wo auch die Formalien durchgeführt werden müssen, kann der Berg an einem, zugegeben anstrengenden, Tag erstiegen werden. Es gibt Agenturen die Führer und Transporte vermitteln und Ausrüstung verleihen. Schon der Anmarsch an mehreren Seeaugen vorbei ist alle Mühen wert aber vor allem der obere Teil ist ein extrem starkes Erlebnis. Eine Besonderheit am Pan de Azucar ist der Pulpito del Diablo, ein fast rechteckig ausgeprägter, gigantischer Felsblock mitten auf dem Gletscher. Er befindet sich nah am Gipfel und wird beim Aufstieg passiert.
Talort: Cocuy (2700)
Restaurants und einfache Unterkünfte sind vorhanden -
z.b.: La Posada del Molino, Carretera 3 7-51, an der Plaza, einer der ältesten Orte Kolumbiens mit schönem Blick auf die Vorberge.
Ausgangspunkt: Alto de la Cueva (3900m)
Schwierigkeit: Keine Felskletterei aber wegloses Gelände, Gletschertour mit Spalten und ausgesetztem Schlussgrat; moderat
Gehzeit: Aufstieg ca. 6 Stunden, Abstieg 3,5 Stunden
Höhenunterschied: ca. 1400 Höhenmeter inklusive Gegenanstiegen
Besonderheiten: ca. 16 Dollar (Der Preis hängt davon ab wie lange man sich aufhält.) Eintritt und Registrierung bei der Parkverwaltung in Cocuy verpflichtend
Beste Zeit: Von Dezember bis Februar, November und März sind normalerweise auch ok. In der Regenzeit zwar machbar aber dann sehr feucht und meistens Wolkenverhangen
Agentur: colombiatrek.com
Anfahrt: Von Cocuy zum südlichen Ortsausgang und auf einer Schotterstraße Richtung Cabanas de Pulpito. Eine Abzweigung stellt sich uns in den Weg, dort biegen wir rechts ab. Parkmöglichkeiten neben und kurz nach den Cabanas auf ca. 3900m
Die Route:
Von den Cabanas de Pulpito folgen wir erstmal dem breiten Fahrweg, nach kurzem Aufstieg geht es bald bergab. Am Weg führt rechts ein kleiner Pfad in die Paramos der eine Abkürzung darstellt und sich daher empfiehlt. Nun geht es vornehmlich auf ebener Strecke nach Süden. Der erste See an dem wir vorbeikommen ist zugleich der tiefste Punkt der Tour, die Laguna Pintada, mit prächtigen Paramopflanzen umgeben. Etwas oberhalb des Sees befinden sich die Cabanas Sizuma. Wir aber folgen dem Pfad, welcher am See links abbiegt und geradewegs auf die hohen Berge zu führt. Sofort geht es deutlich bergauf und das Gelände wird bald steiniger. Weiterhin helfen uns gute Serpentinen und wir kommen gut voran. Weiter oben wird das Schotterfeld vor uns steiler und die Spuren führen einige Meter nach links, hinab in eine kleine Mulde. Links von uns sehen wir recht steiles und felsiges Gelände, hier müssen wir durch. Immerhin gibt es weiterhin Wegspuren, aber diese sind nicht mehr so ausgeprägt wie vorher. Wir müssen schon mal genauer hinschauen. Mühsam wird es nun auch, das Gelände macht es uns schwer den richtigen Rhythmus zu finden, viele losen Steine und große Felsblöcke machen uns das Leben schwer. Umso größer ist die Freude am oberen Rand der Schuttwand. Plötzlich erscheint der Pan de Azucar vor uns und auch der Pulpito ist sichtbar, dieser Riesenfelsblock mit fast symmetrischen Formen. Vor uns liegen nun glatte, aber flache und daher gut begehbare Felsplatten, ein Fest nach dem mühsamen Wandanstieg. Links reihen sich die Hochgipfel der Cocuy auf, bis hin zum Ritacuba Blanco. Hinter uns fallen massive Felsabbrücke auf, die wir zum Glück nicht begehen müssen. Wir halten stattdessen direkt auf den Gletscher und den Pulpito zu. Wegspuren gibt es hier verständlicherweise nicht mehr, sie müssten ja in den Stein gehauen werden. es geht aber auch gut ohne, wir gehen einfach geradewegs hinauf bis zum Gletscherrand. Hier legen wir die Steigeisen an und seilen uns auch an, es gibt einige Spalten, wenn auch nicht allzu groß, aber tief genug um hineinzufallen. Wir steigen erstmal nach Links um rechts am Pulpito in Richtung Grat aufzusteigen. Das Eis wird steiler und der letzte Teil ist etwas ausgesetzt, aber es gibt immer gute Trittmöglichkeiten. Bald haben wir es geschafft und schauen über die gesamte Cordillere, bis hinunter ins Amazonasgebiet, auf die zahlreichen Lagunen und atemberaubende Felswände. Ein erhabenes Gefühl.
Der Abstieg erfolgt auf der Aufstiegsroute, wirklich sinnvolle Alternativen gibt es nicht. Beim Abstieg haben wir malerischen Felslandschaften direkt vor Augen, erst in der Flanke müssen wir und wieder auf den Weg konzentrieren, trotzdem fällt er im Abstieg natürlich deutlich leichter als hinauf. Am Schluss macht uns der Gegenanstieg noch mal zu schaffen, der sich ganz schön ziehen kann.