Tocllaraju (6178 m) Der am besten zu erreichende 6000er von Huaraz
Unter den zahlreichen 6000ern der Cordillera Blanca um Huaraz ist der Tocllaraju wohl der am meisten bestiegene
Ein Grund dafür ist die gute Infrastruktur im Ishincatal, von wo aus der Berg leicht erreichbar ist. So kann der Tocllaraju von Huaraz aus in 3 Tagen bestiegen werden. Am besten in Verbindung mit seinen beiden ca. 5500m hohen Trabanten Urus und Ishinca, die beide als Formtest vom Basislager im Ishincatal besucht werden können. Bis zu diesem Lager auf gut 4500m können Esel für den Gepäcktransport angemietet werden. Zum Hochlager des Tocllaraju muss dann entweder alles selbst getragen werden oder man heuert Träger aus den umliegenden Ortschaften an.
Die Besteigung des Tocllaraju
Der Tocllaraju ist eine formschöne Eispyramide von 6034m Meereshöhe und zählt zu den beliebtesten Bergzielen der Cordillera Blanca. Kein 6000er in der Region Huaraz ist leicht zu ersteigen, auch der Tocllaraju nicht, aber zumindest halten sich die objektiven Gefahren in akzeptablen Grenzen. Auf viele der hohen Berge in der Cordillera Blanca und der benachbarten Cordillera Huayhuash trifft das nicht mehr zu. Zum Beispiel Taulliraju, Huandoy und sämtliche 6000er der Huayhuash werden praktisch gar nicht mehr bestiegen. Auch die Besteigung des Huascaran, des höchsten Berges der Cordillera Blanca und ganz Perus ist mit erheblichen Gefahren wie Lawinen, Spalten oder Eisschlag verbunden. Es gibt nicht mehr viele Bergführer in der Region, die diese Berge noch führen möchten. Aber zum Glück gibt es noch einige Hochgipfel die ohne großartige objektive Gefahren bestiegen werden können wie Chopiqualqui, Nevado Pisco, Vallunaraju, Artesanraju oder eben auch der Tocllaraju. Hierfür brauchen wir 3-4 Tage von Huaraz aus, und natürlich die volle Eis - und Gletscherausrüstung. Auch an technischen Fertigkeiten sollte es nicht fehlen, denn vor allem auf den letzen 60 Meter vor dem Gipfel muss ca. 60 Grad steiles Eis überwunden werden. Auch zwischen groben Felsbrocken und im weniger steilen Eis sollte man sich lange und sicher bewegen können.
Die Cordillera Blanca generell gehört definitiv zu den eindrucksvollsten Bergregionen dieses Planeten. Zahlreiche tiefblaue Bergseen unter geriffelten Eiswänden, wilde Felsflanken und unzählige Eisberge in allen erdenklichen Formen und Höhen. Ein Paradies nicht nur für Bergsteiger sondern auch für Wanderer und Trekkingfreunde. Zwar sind die Anmarschwege immer lang aber schon diese sind extrem aussichtsreich und dienen natürlich auch der Akklimatisation. Viele Berge, auch der Tocllaraju befinden sich im Nationalpark Huascaran wo eine Eintrittsgebühr von 65 Soles fällig wird.
Am ersten Tag fahren wir von Huaraz nach Pashpa und starten auf 3650m. Hier werden die Esel beladen und wenn gewünscht Träger angeworben. Schon 3 Stunden später haben wir die riesige Hochfläche auf ca. 4500 Metern erwandert wo wir unser Lager errichten. Von hier aus bietet es sich an einen der relativ leichten umliegenden 5000er wie urus oder Ishinca zu besteigen. Entweder zu besseren Akklimatisation oder einfach weil sie gerade gut erreichbar da rum stehen.
Am nächsten Tag geht es ohne Esel weiter, aber heute müssen wir nicht sooo viele Höhenmeter machen. Weiter als bis 5100m, dem Gletscherrad, aufzusteigen macht wenig Sinn, manche Expeditionen gehen bis 5300m. In jedem Fall muss ein brauchbarer und flacher Lagerplatz gefunden werden um vor dem Gipfeltag wenigstens etwas Schlaf finden zu können.
Denn früh geht aus los, meistens um 2 Uhr Nachts um weit oben zu sein wenn die Sonne herauskommt und das Eis zum weich werden lässt. Zuerst geht es relativ flach über den Gletscher auf den Nordwestgrat zu, über welchen die definitiv leichteste Route verläuft. In wechselnd steilem Gelände kommt hier relativ gut voran, auch wenn die große Höhe natürlich viel Kraft kostet. erst sehr weit oben, kurz unter dem Gipfel wird es richtig steil. So um die 60 Grat steile Stellen sind zu überwinden, aber es sind weniger als 100 Höhenmeter. Und dann ist es geschafft, ein atemberaubendes Panorama mit Traumgipfeln in allen Richtungen erwartet uns. Huascaran, der sehr nahe Ranrapalca, Hualcan, Chopiqualqui und und und... Die namhaften Berge sind auf Augenhöhe. Lange hält man es hier oben trotzdem nicht aus, Wind und Kälte verhindern das fast immer. Also geht es wieder runter, am besten zuerst mal abseilend und dann den Spuren des Aufstiegsweges folgend. Da das Hochlager nicht besonders bequem ist laufen wir bis zum Basislager durch. Wer möchte und sich noch halbwegs frisch fühlt kann auch gleich bis Paspa gehen. Darauf kommt es dann auch nicht mehr an, einfach Gehirn abschalten und einen Fuß vor den anderen setzen.
Die einzigen wirklich guten Monate um den Tocllaraju zu besteigen, sind die von Mai bis August.
Talort ist Huaraz auf 3100m. Dorthin gibt es etliche Busverbindungen täglich von und nach Lima. Auch über Nacht mit sehr bequemen Camabussen. Besonders empfehlenswert sind Movil Tours und Cruz del Sur.