Aus der Vogelperspektive sehen sie aus wie ein weißes Perlenarmband: die über 25 vergletscherten Gipfel der Sierra Nevada del Cocuy. Auf einer Länge von etwa 25 km ziehen sie sich in Nord-Süd-Richtung durch den Norden Kolumbiens und bieten ein herrliches Wander- und Trekkinggebiet. Vor dem Aufbruch sollte man sich allerdings gut akklimatisieren, da die höchsten Gipfel, wie der Ritacuba Blanco oder der Pan de Azúcar über 5000 m hinausragen.
Von Bogotá aus erreicht man den Nationalpark Cocuy in etwa 10 bis 11 Stunden. 440 km Distanz liegen zwischen der kolumbianischen Hauptstadt und dem größten zusammenhängenden Gletschergebiet des Landes. Die beiden einzigen touristischen Zugänge zur Sierra Nevada de Cocuy sind in den Dörfern El Cocuy und Güicán möglich. Dort muss auch der Eintrittspreis von etwa 17 Euro (ermäßigt 4 Euro) bezahlt werden. Von den beiden Dörfern führen Schotterpisten in das 1000 m höher gelegene Naturschutzgebiet. Diese Strecke kann man entweder zu Fuß bewältigen oder in den Milchwagen, die früh am Morgen auf dem Weg zum Nationalpark die frische Milch der Bergkühe einsammeln und weitertransportieren.
Im Nationalpark selbst lassen sich atemberaubende Landschaften entdecken: einsame, verschneite Gipfel, glitzernde Bergseen, rauschende Bäche und grüne Täler. Besonders lustig anzuschauen sind die beschopften Pflanzenriesen, genannt Frailejones. Diese Pflanzen kommen nur unter tropisch-montanen Bedingungen in den Ländern Ecuador, Venezuela und Kolumbien vor. Sie können bis zu acht Meter hoch werden. Auch die Fauna hält einige Überraschungen bereit. Mit viel Glück lassen sich Bergtapire, Brillenbären, Ozeloten oder Tigerkatzen entdecken. In den Lüften schwirren mitunter Andenkondore, Blaubussarde oder Braunbrustsittiche.
Die Sierra Nevada del Cocuy hat viele abenteuerliche Bergwanderungen zu bieten. Von den Gipfeln bieten sich faszinierende Ausblicke auf die Andenkette und das Tiefland. Und auch ohne Gipfelsturm lohnt der Besuch der beeindruckenden Landschaften des Nationalparks.