Vor kurzem kehrte ich von einer Reise in das Herz der bolivianischen Anden zurück – aus dem Kari Kari Gebirge, einer weniger bekannten Region, die für Bergsteiger ein wahres Paradies darstellt. Als erfahrener Reiseführer und Bergsteiger, der bereits viele Gipfel dieser Welt erklommen hat, muss ich zugeben, dass die Gebirgskette bei Potosí mich in ihren Bann gezogen hat.
Abseits des Massentourismus, inmitten einer wildromantischen Landschaft, habe ich eine Welt entdeckt, die für viele noch ein unentdecktes Geheimnis darstellt. Hier, in den Höhen der Anden, fühlt man sich wie ein Entdecker, der die ursprüngliche Schönheit der Natur erlebt.
Abseits der ausgetretenen Pfade
Das Kari Kari Gebirge liegt im Süden Boliviens, etwa 100 Kilometer nordwestlich der Stadt Potosí, die einst durch ihren legendären Silberbergbau berühmt wurde. Wer die Region bereist, wird schnell feststellen, dass der Massentourismus hier keine Rolle spielt. Es gibt keine überfüllten Wanderwege, keine Massen von Reisenden – stattdessen begegnet man einer rohen, unverfälschten Natur, die in ihrer Wildheit beeindruckt.
Die Region ist geprägt von steilen Bergwänden, weiten Hochplateaus und tiefen Schluchten, die wie aus einer anderen Welt erscheinen. Der Himmel über den Anden scheint hier grenzenlos zu sein, und der Blick auf die schneebedeckten Gipfel und die weiten, grünen Täler lässt einen ehrfürchtig innehalten.
Meine Tour beginnt in der Nähe von Potosí
Der Aufstieg in die Gebirgskette beginnt in der Stadt Potosí, einer der höchstgelegenen Städte der Welt, die sich auf etwa 4.000 Metern befindet. Die Fahrt von dort aus in das Kari Kari Gebirge führt zunächst durch weite, fast schon karge Hochebenen, bevor sich die Landschaft dramatisch verändert. Die Straßen, die sich in Serpentinen den Berg hinaufwinden, geben bereits einen Vorgeschmack auf das, was mich erwarten sollte.
Nachdem ich die letzten Kilometer hinter mir hatte, erreichte ich einen kleinen Parkplatz am Fuß des Gebirges. Hier begann meine Wanderung – und was für ein Beginn! Der erste Schritt in die Anden fühlte sich an, als würde man in eine andere Dimension eintreten: Die Luft war dünn, der Himmel unglaublich klar, und der Anblick der Gipfel, die sich majestätisch vor mir erhoben, war einfach überwältigend.
Die Berge und ihre Herausforderungen
Das Kari Kari Gebirge ist für Bergsteiger eine Herausforderung. Die Gipfel ragen bis zu 5.500 Meter in den Himmel und bieten eine Mischung aus technisch anspruchsvollen Passagen und langen, ausgedehnten Wanderungen. Einige der Gipfel können relativ leicht erreicht werden, aber andere erfordern bereits fortgeschrittene Bergsteigerfähigkeiten.
Die erste Etappe meiner Reise führte mich auf den Cerro Kari Kari, einen markanten Gipfel, der für seine atemberaubenden Aussichten bekannt ist. Der Aufstieg war anstrengend, vor allem wegen der Höhe und des windigen, wechselhaften Wetters. Doch die Belohnung nach den schweißtreibenden Stunden war unbeschreiblich: Der Blick auf das endlose Bergpanorama und die weiten Täler unter mir war atemberaubend. Die Weite der Landschaft erinnerte mich an ein Gemälde, in dem der Himmel mit den Bergen zu verschmelzen schien.
Der weitere Weg führte mich durch steinige, teils felsige Abschnitte, die große Aufmerksamkeit erforderten. Hier und da gab es Passagen, die an Kletterpassagen erinnerten – nichts für schwache Nerven, aber der Genuss, in der rohen, unberührten Natur unterwegs zu sein, war jede Anstrengung wert.
Die unberührte Schönheit der Natur
Abseits der Berge war es das, was mich wirklich beeindruckte: die Natur. Die Umgebung des Gebirges fühlt sich fast wie eine verschlossene Tür zu einer anderen Welt an. Hier sind ganz alte, zerklüftete Felsen zu finden, die durch die Jahrtausende der Geologie geformt wurden, lagunenartige Seen, die in leuchtendem Blau glänzen, und gewaltige Wüstenlandschaften, die von den Andenwindern in skurrilen Formen geformt wurden. Ein wahres Paradies für Naturfreunde und Fotografen.
Besonders eindrucksvoll war die Vielfalt der Pflanzenwelt: An den Ausläufern des Gebirges, in den tieferen Regionen, begegnete ich vereinzelten Wäldern mit Bäumen, die sich perfekt an das rauhe Klima der Region angepasst hatten. Dazwischen plätscherten klare Bäche, die aus den Gletschern der Berge gespeist wurden, und an den steilen Flanken wuchsen zähe Gräser und Sträucher.
Einzigartige Ausblicke und unvergessliche Erlebnisse
Was das Bergsteigen im Kari Kari Gebirge jedoch zu etwas ganz Besonderem macht, sind die unvergleichlichen Ausblicke, die einem immer wieder begegnen. Vom höchsten Punkt aus hat man einen spektakulären Blick auf den Illimani, der fast 6.400 Meter hoch ist und als einer der bekanntesten Gipfel Boliviens gilt. Aber es sind nicht nur die höchsten Berge, die faszinieren. Es ist die Ruhe, die hier herrscht, die Weite und der Klang der Natur, die sich nicht durch menschliche Zivilisation stört.
Der Sonnenaufgang über dem Gebirge ist ein weiteres Highlight. Die ersten Lichtstrahlen, die die schneebedeckten Gipfel in ein goldenes Licht tauchen, sind atemberaubend. Und auch der Sonnenuntergang, wenn die Farben des Himmels von kräftigem Orange bis hin zu tiefem Violett wechseln, lässt den Tag in einer fast mystischen Ruhe ausklingen.
Begegnungen mit den Einheimischen
Neben der grandiosen Natur sind es auch die Begegnungen mit den Einheimischen, die das Erlebnis im Kari Kari Gebirge unvergesslich machen. Die Aymara-Gemeinschaft, die hier lebt, führt ein einfaches Leben, tief verwurzelt in den Traditionen der Anden. Bei meiner Reise hatte ich die Gelegenheit, einige dieser Menschen kennenzulernen, die mit ihren Lamas durch das Gebirge zogen und in kleinen, abgelegenen Dörfern in den Tälern lebten. Ihre Gastfreundschaft und ihre Geschichten gaben der Reise noch mehr Tiefe und halfen mir, die Region besser zu verstehen.
Das Kari Kari Gebirge bei Potosí ist ein Ziel für diejenigen, die das Abenteuer abseits der ausgetretenen Pfade suchen. Hier erwartet einen eine einzigartige Kombination aus Herausforderungen für Bergsteiger, unvergesslichen Ausblicken und einer unberührten, wilden Natur. Wer sich auf dieses Abenteuer einlässt, wird mit einem intensiven Erlebnis belohnt, das noch lange in Erinnerung bleibt. Wer sich in diese Region wagt, erlebt die wahre Essenz der Anden – ruhig, unberührt und faszinierend.