Der Ancohuma, mit 6.427 Metern der zweithöchste Gipfel der Cordillera Real, ist ein vergletscherter Bergriese in Bolivien. Er liegt nordöstlich des Titicacasees und ist Teil eines Massivs mit dem Illampu. Geologisch besteht er aus Granit und metamorphem Gestein mit ausgedehnten Gletschern, die sich jedoch zurückziehen. In der lokalen Kultur gilt der Ancohuma als heiliger "Apu". Die Besteigung ist, je nach Route, mäßig schwer bis anspruchsvoll.
Majestätischer Ancohuma: Ein unberührter Andengipfel
Überblick und Status
Der Ancohuma (auch „Janq'u Uma“ in Aymara, was „weißes Wasser“ bedeutet) ist mit 6.427 Metern der zweithöchste Gipfel der Cordillera Real in Bolivien und der dritthöchste Berg des Landes, nach dem Sajama (6.542 m) und Illimani (6.438 m). Trotz seiner Größe steht der Ancohuma oft im Schatten seiner bekannteren Nachbarn – dabei ist er ein gewaltiger, vergletscherter Koloss, der majestätisch über dem Titicacasee thront.
Der Ancohuma ist weniger frequentiert als andere bolivianische Gipfel, was ihm einen fast mystischen, unberührten Charakter verleiht, und gilt unter Bergsteigern als einer der schönsten Sechstausender der Anden. Nicht zuletzt wegen seiner gewaltigen Gletscher, der spektakulären Ausblicke und seiner ruhigen Lage.
Lage und Geografie
Der Ancohuma liegt in der Cordillera Real, einem Teil der östlichen Andenkette, rund 25 Kilometer nordöstlich des Titicacasees und oberhalb des Andendorfes Sorata, welches als Ausgangspunkt für Expeditionen dient.
Er ist Teil eines gewaltigen Massivs, das gemeinsam mit dem Nachbargipfel Illampu (6.368 m) ein imposantes Bergensemble bildet. Während Illampu als technischer und felsiger gilt, ist der Ancohuma der „sanftere“, aber gewaltigere Gletscherberg – jedoch keinesfalls einfach.
- Koordinaten: 15°38′S, 68°34′W
- Region: Departamento La Paz, Provinz Larecaja
Geologie und Vergletscherung
Geologisch besteht der Ancohuma wie viele Andengipfel aus Granit und metamorphem Gestein. Überlagert wird das Massiv von mächtigen Gletschern, die den Berg in eine weiße Rüstung hüllen. Die Gletscher ziehen sich weit bis in die tieferen Lagen hinab, besonders auf der Ostseite, wo massive Hängegletscher und Seracs dominieren.
Der Klimawandel hinterlässt allerdings auch hier Spuren: Die Gletscher des Ancohuma ziehen sich messbar zurück, insbesondere seit den 1980er-Jahren. Dennoch gehört er zu den am stärksten vergletscherten Bergen Boliviens.
Kulturelle Bedeutung und Legenden
Für die indigene Bevölkerung der Region ist der Ancohuma ein heiliger Berg – ein „Apu“, also ein Geist oder Herrscher des Berges. Viele Aymara und Quechua glauben, dass die mächtigen Gipfel wie der Ancohuma über das Wetter und das Leben in den Tälern wachen.
Eine lokale Legende erzählt:
Der Ancohuma sei der „ältere Bruder“ des Illampu. Eines Nachts habe sich der junge, hitzköpfige Illampu mit Blitz und Donner gegen den Ancohuma erhoben. Seitdem schweigen sich die beiden an – doch wer in einer klaren Nacht zwischen ihnen steht, könne das Grollen ihrer alten Zwistigkeiten im Wind hören.
Besteigung des Ancohuma
Schwierigkeit:
PD bis AD (mäßig schwer bis anspruchsvoll) – je nach Route. Erfahrung in Gletscherbegehung und Höhenanpassung ist Voraussetzung.
Ausgangspunkt:
Die Bergtour beginnt in der Ortschaft Sorata (2.700 m) – ein idyllisches, kolonial geprägtes Dorf mit Blick auf das Massiv.
Typische Route (Normalweg – Südwestgrat):
- Sorata → Laguna Glaciar (ca. 5.000 m)
- Mit 4 Tagen inklusive Zustieg kann der Berg mit Trägern oder Packtieren über abgelegene Täler bestiegen werden.
- Übernachtung meist auf 4.500 m (Laguna Chillata) und dann an der Laguna Glaciar – einer spektakulären Gletscherlagune direkt am Fuß des Ancohuma auf 5100m
Basislager → Hochlager (ca. 5.500 m), Dieses liegt auf dem Gletscher, und es muss die komplette Ausrüstung über steile Schutthalden getragen werden, um dorthin zu gelangen. Ich empfehle daher eher, an einem seeehr langen Tag ziemlich früh, mit relativ leichtem Gepäck, von der Laguna Glaciar zum Gipfel aufzubrechen.
Ansonsten:
- Aufstieg über Moränengelände und ersten Firn.
- Aufbau eines Hochlagers am Fuß des Gletschers.
Hochlager → Gipfel
- Start gegen Mitternacht.
- Aufstieg über breite, oft spaltenreiche Gletscherflächen, teils mit steileren Hängen (30–40°), vereiste Abschnitte und mögliche Seracs.
- Der finale Grat ist mäßig ausgesetzt, aber technisch nicht extrem.
- Gehzeit zum Gipfel: 6–9 Stunden
- Rückweg am selben Tag ins Hochlager.
Besondere Herausforderungen:
- Extreme Höhe (über 6.400 m) – akklimatisieren ist Pflicht.
- Gletscherspalten, Lawinenrisiko bei Neuschnee, Wetterumschwünge.
- Der Ancohuma ist abgelegen – logistische Planung und Eigenversorgung sind essenziell.
Beste Zeit für eine Besteigung
- Mai bis August (trockene Saison) ist ideal – stabiles Wetter, klare Nächte, festere Schneeverhältnisse.
- September kann bereits instabiler sein, mit ersten Schneefällen.
Der Ancohuma ist kein Berg für Anfänger – aber für erfahrene Höhenbergsteiger ein echtes Juwel:
Abgeschieden, majestätisch, herausfordernd, aber lohnend. Wer den langen Anmarsch und die stille Einsamkeit auf sich nimmt, wird mit einem der eindrucksvollsten Gipfelerlebnisse Südamerikas belohnt – und mit dem Gefühl, einem der letzten unberührten 6000er der Anden gegenübergestanden zu haben.
SuedamerikaTours.de – Ancohuma Bergtour (6440m)