Kari Kari (5021 m)

Das Kari Kari-Gebiet ist eine kleine Berggruppe über Potosi im Süden von Bolivien.

Kari Kari? Dazu fällt wohl kaum einem Bergsteiger etwas ein, selbst Bolivienkenner müssen hier meistens passen. Zu viele interessante Berggruppen gibt es in Bolivien. Doch nach Potosi und zum kari Kari zieht es kaum je einen Bergsteiger. Dabei liegt die Stadt immerhin über 4000 Meter hoch und alle umliegenden Berge sind leicht zu erreichen.

Einen besseren Ort zur Akklimatisation kann es eigentlich kaum geben. Das Kari Kari Gebirge kann sogar zu Fuss von Potosi aus besucht werden.

Zudem ist Potosi höchst geschichtsträchtig, galt es doch im Mittelalter als eine der reichsten Städte der Welt. Grund dafür sind die berühmten Silberminen, mittlerweile zwar völlig ausgebeutet aber für Touristen weiterhin interessant. Täglich gibt es Führungen durch den von Gängen total zerfurchten Berg. Obwohl vom Silber praktisch nichts mehr übrig geblieben ist, sind weiterhin mehrere Kompanien am Cerro Rico tätig. Heutzutage suchen sie nach Kupfer und Zinn, oder bieten eben den Touristen ihre Führerdienste an, als einträglichste Variante. Ansonsten ist fast nichts mehr zu holen im Berg, 10, teilweise 12 Stunden am Tag quälen sich die Arbeiter in den engen stickigen Gängen, meistens auf eigene Rechnung. Auf mehr als 100 Dollar im Monat kommt dabei kaum jemand.

Früher starben geschätzte 8 Millionen indigena in den Minen, sie wurden von den spanischen Eroberern zu tausenden gezwungen dort zu arbeiten. Meistens so lange wie sie es aushielten, dann wurden sie einfach durch neue ersetzt. So wurde die leere spanische Staatskasse aufgefüllt, wie immer auf Kosten der einheimischen Bevölkerung. Wirklich viel hat sich aber an den Arbeitsbedingungen in den Minen bis heute nicht geändert.

Damals hieß es in Europa in Potosi wären sogar die Strassen aus Silber, es galt als die größte und reichste Stadt der neuen Welt. Das ist natürlich längst vorbei, aber Potosi zählt immer noch zu den reichsten Städten Boliviens, mit prächtigen Bauwerken, breiten Einkaufsstraßen und weitläufigen Plazas. Viel Anwälte und andere wohlhabende Bolivianer sind hier ansässig, dazu wirkt die Stadt sehr lebendig. Gerade junge Leute bevölkern die zahlreichen Restaurantes und Caffees. Heute hat Potosi etwa 162.000 Einwohner und gilt, 4082 Meter hoch gelegen als die höchste Großstadt der Welt.

Bergsee-Kari-Kari

Über der Stadt ist der Pyramidenförmige Cerro Rico immer noch allgegenwärtig, fast von überallher fällt er ins Auge. Auf der anderen Seite kann man von manchen Punkten aus auch die weniger auffällige Kari Kari Gruppe bewundern. Obwohl höher als der markant geformte Cerro Rico fällen diese dunklen Felsgestalten aus der Ferne weniger auf. Aus der Nähe betrachtet bieten sich allerdings fantastische Wandermöglichkeiten durch sattgrüne Täler, vorbei an glasklaren Bergseen und bunten Llamaherden. Über dieser idyllischen Szenerie erheben sich durchaus interessante Berggestalten, die meisten davon recht einfach zu besteigen.

Auffahrt mit dem Taxi

Ausgangspunkt ist die Stadt Potosi selbst, am einfachsten nimmt man sich ein Taxi zum Kontrollpunkt zwischen den Straßen nach Sucre und Villazon. Dieser Punkt befindet sich kurz hinter der Auffahrt zu den Minen, ein Taxi dorthin kostet höchstens 10 Bolivianos, kaum mehr als einen Euro. Zahlreiche Verkaufsstände bieten letzte Einkaufsmöglichkeiten für Verpflegung, dann halten wir uns hinter den Verkaufsständen erstmal geradeaus, parallel zur Straße.

Auf alten Hirtenwegen

Einen deutlichen Weg gibt es zwar nicht, dafür aber immer wieder Pfadspuren. Nach kurzer Zeit wendet sich der Weg nach links, nun geht es auch etwas steiler bergauf. Über uns leitet ein Wasserkanal zum ersten der zahlreichen malerischen Bergseen. Er ist deutlich sichtbar, wir halten einfach relativ direkt darauf zu. Wenn wir den Wasserkanal erreicht haben, halten wir uns links. Der Weg macht eine breite Biegung und nach kurzer Zeit treffen wir auf einen breiten Weg in Richtung See. Nach einer langen Linkskurve liegt der glasklare Stausee dann direkt vor uns.

Ein herrliches Hochtal

Rechts vom See leitet ein breiter Weg am Seeufer entlang, nun wieder fast eben. Am Ende des Sees führen Spuren links herüber auf den nächsten See zu. Diese vielen Stauseen wurden früher für die Silbergewinnung benutzt um den Amalganisierungsprozeß voran zu treiben. Malerisch und prachtvoll ist das Tal, einige Llamas säumen den Weg, die sich an den kleinen Bachläufen laben. Auf alten Pfaden geht es weiter bergan, mittlerweile ragen dunkle Felsgestalten über uns auf, weitläufige Täler liegen vor uns.

Der Steilhang

Links des Tales wirkt der Hang relativ gut begehbar und Hindernisfrei. Also folgen wir ihm an beliebiger Stelle zur oberen Grathöhe. Gute 200 Höhenmeter sind bis dahin zu bewältigen, dann ist der aussichtsreiche Grat geschafft, wir folgen ihm geradeaus weiter. Ein kleinerer Gipfelkopf wird linksseitig umgangen bevor der eher harmlose Gipfelkopf direkt vor uns auftaucht.

Der Gipfel

Der Schlussteil ist praktisch völlig weglos, wirkliche Schwierigkeiten sind aber nicht zu erwarten. Wir schlängeln uns zwischen losen Felsblöcken und Schutt langsam auf den Gipfelpunkt zu nach oben. Nun ist der Weg wirklich steil, dazu macht sich die Höhe von immerhin fast 5000 Metern bemerkbar. Langsam gehen ist also angesagt. Doch allzu lang ist dieses letzte Stück nicht, 20 Minuten später sollte es überwunden sein, nach rechts geht es zum ersten wirklichen Gipfelpunkt in diesem lang gezogenen Bergkamm. Wer wirklich klettergewandt ist kann nun in die nächste Scharte hinuntersteigen und unter linksseitigem Umgehen den wilden und höheren Nachbargipfel besteigen. Der ist aber recht anspruchsvoll!

Doch auch auf unserem Gipfel ist die Aussicht vom Feinsten, weite dunkle, zumeist unvergletscherte Berghänge breiten sich neben uns aus, unter uns grüne Täler mit zahlreichen Lagunen. Vor uns erhebt sich der bunt gefärbte Kegel des Cerro Rico, darunter das Häusermeer von Potosi.

Der Abstieg

Um nicht wieder den gleichen Weg nehmen zu müssen, steigen wir direkt über den mäßig steilen Gratrücken ab. Meistens weisen uns dürftige Spuren den besten Weg, das Gelände ist überall problemlos begehbar. Der untere Sporn des Grates leitet direkt zum Seeufer des vorderen Sees, von wo aus wir den Anstiegsweg zurück nach Potosi benutzen können. Am Kontrollpunkt sollte sich dann normalerweise schnell ein Taxi auftreiben lassen um in die Stadt selbst zurück zu kehren.