Calzada (5662 m) Cordillera Real
Der Calzadapass weit im Norden der bekannten Cordillera Real gehört nicht unbedingt zu den bekanntesten des Fahrstrassen Boliviens.
Was etwas verwunderlich ist, denn es handelt sich hier nach dem Chacaltaya um den zweithöchsten befahrbaren Punkt der Cordillera Real. Auf ca. 5100m kommt man mit einem guten Geländewagen hinauf. Es ist aber nicht die absolute Höhe die den Hauptreiz dieses Ausfluges ausmacht, sondern die auch für bolivianische Verhältnisse extrem attraktive Landschaft. Malerische Seen sind das eine, man fährt teilweise direkt am Ufer entlang, auf abenteuerlichen Straßen direkt am Berg. Da geht es neben dem Fahrweg schon mal direkt steil runter, aber vor allem die tiefblaue Laguna Carizal ist einfach ein Traum.
Fast direkt über dem See erheben sich die majestätischen Eisgipfel der Calzadagruppe im Süden und der Casiriregion im Norden. Beides sind Untergruppen der Cordillera Real, Boliviens größtem und bekanntestem Gebirgsmassiv, und erreichen Höhen von über 5800m. Bestiegen werden diese Berge trotz ihrer relativ leichten Erreichbarkeit kaum einmal und das obwohl hier nicht mal Eintritt oder Geld fürs campen bezahlt werden muss. Erwartungsgemäß beherbergen diese Hochgipfel prächtige Eisanstiege mit unvergleichlichen Ausblicken.
Der vorgelagerte Kasiri Chico ist schon gut über 5540m hoch und bietet eine schöne, relativ leichte Eiswand von der Westseite. Die ideale Tour für Einsteiger in etwas steileres Eis.
Nochmal 100 Meter höher sind die beiden Calzadagipfel direkt über dem Pass. Der etwas nach hinten verlagerte Hauptgipfel hat laut Karte sogar 5845m Meereshöhe.
Man könnte zwar direkt von der Passhöhe starten, aber besser ist es etwa 200 Hm Richtung Yungas runter zu fahren, wo nach einer steilen Serpentine ein etwas flacherer Hang zur Besteigung einlädt. Hier kommen wir erstmal recht gut voran indem wir uns nach Links wenden. Später müssen wir uns auch hier zwischen runden, grifflosen Blöcken hindurch kämpfen. Nach knapp 200 Höhenmetern wird’s aber deutlich bequemer, denn wir erreichen den erstmal recht flachen Gletscher. Spalten hat es kaum und wir gehen somit gerade auf den Berg zu. Zwischen den 2 sichtbaren Gipfelkuppen erkennen wir eine einladende Eisflanke mittlerer Steilheit. Die ersten Schritte sind umgehen einige Felsen, auf manchmal blankem Untergrund, danach erwartet uns normalerweise guter Firn. Der allerdings aufgrund seiner Steilheit konditionell einiges abverlangt.
Oberhalb der Wand erwartet uns eine weiße Hochfläche mit mehreren Gipfelkuppen drumherum. Direkt vor erhebt sich der pyramidenförmige Hauptgipfel, Links und recht ragen die beiden 5600er auf. Beide zum greifen nah über attraktive Gratanstiege, während der Hauptgipfel sich durch eine brüchige Felsflanke schützt. Nun kann jeder wählen welcher oder welche Gipfel man bevorzugt. Der westliche Gipfel kann einfach am Grat erstiegen werden. Wobei wir uns möglich rechts halten um nicht in die Spaltenzone zu kommen. Ganz am Schluss warten noch mal leichte Kletterstellen. Interessant ist auch der östliche Gipfel, wo zuerst leicht absteigend das Eisfeld gequert wird, um dann über einen breiten und leichten Firngrat zum Gipfel zu gelangen.
Zum Hauptgipfel muss leicht abgestiegen werden, aber nicht mehr als 100 Höhenmeter bis in der Mitte der Felsflanke eine Linie ersichtlich wird, die auf den breiten Gipfelgrat führt, der dann ohne ernsthafte Probleme erstiegen werden kann.
Talort: Achacachi (3800m)
Anfahrt: Von La Paz auf die Autobahn Richtung Copacabana und bei Huarina dann auf die Strasse nach Sorata abbiegen. Kurz hinter Achacachi führt rechts dann ein asfaltierter Fahrweg nach Rechts. Wenige Kilometer später leitet ein unscheinbarer Schotterweg nach Links auf die Berge zu. Er führt an einer Schule vorbei wo wir uns wiederum Richtung Cordillera halten. Diesem Weg folgen wir und halten uns an der einzigen Weggabelung rechts. Nun folgen wir dem holprigen Weg durch eine atemberaubende Seenlandschaft.
Startpunkt: Unterhalb der Passhöhe Richtung Osten, ca. 4900m
Höhenunterschied: ca 800 Hm
Schwierigkeiten: Steile Eisflanke, wegloses Durchqueren grober Blockfelder, einige Spalten
Lagermöglichkeiten: am Ufer der Laguna Carizal