Gletscherhorn (3107 m) Aversberge
Einer der schönsten Aversberge
Das Gebiet der Aversberge oder die Plattagruppe umfasst immerhin eine Fläche von 700 Quadratkilometern und zahlreiche Dreitausender. Trotzdem sind diese Berge den meisten Bergsteigern nahezu unbekannt. Einzig der Piz Platta, mit immerhin 3392 Metern der Kulminationspunkt dieser Gruppe, taucht in einigen Bergbüchern auf. Eventuell sind ihnen die Namen Piz Duan (3131m), Pizzo Stella (3165 m) oder Piz Timun (3205 m) schon einmal begegnet. Das dieses Gebiet mit dem Averstal als Mittelpunkt aber über zahlreiche weitere sehr attraktive Tourenmöglichkeiten verfügt, hat sich noch nicht allzu weit herumgesprochen. Vielleicht ganz gut so, denn wo in den Alpen kann man sich heute noch in völlig unberührter und unerschlossener Landschaft bewegen?
Selbst Hütten des SAC sucht man hier vergebens, aber aufgrund der durchweg hochgelegenen Ausgangspunkte sind alle Gipfel als Tagestouren durchführbar. Mit dem 2120 Meter über dem Meer gelegenen Avers Juf befindet sich hier schließlich das höchste ganzjährig bewohnte "Dorf" Europas, also ein echter Superlativ.
Als höchste Erhebung zwischen Bergalgapass und Septimerpass ist die schlanke Spitze des Gletscherhorns von jedem Averser Berg aus leicht zu identifizieren. Dementsprechend ist auch die Aussicht, welche nur durch den breiten Klotz des Piz Duan etwas eingeschränkt wird. Der Berg ist recht einfach zu erreichen und bietet mit seinen dunklen Schuttfeldern den perfekten Kontrast zum grünen Bergalgatal. Meistens von Schneefeldern bedeckt vermittelt er zusammen mit seinem Nachbarn, dem Piz Mungiroi sogar ein leicht andines Flair.
Ausgangspunkt ist hier nicht Juf, sondern der kleine Bergweiler Juppa auf gut 2000 Metern Höhe. Hier befindet sich am Tscheischhorn das einzige kleine Skigebiet der kompletten Berggruppe. Dies beschränkt sich allerdings auf die beiden Schlepplifte Tscheischa und Cavette, und kommt somit ohne aufwändige Seilbahnstationen zurecht. Im Avers machen auch im Winter noch Wanderer, Langläufer und Skitourengänger den Hautteil der Feriengäste aus. Eines von zahlreichen interessanten, und einsamen Skituorenzielen stellt übrigens das Gletscherhorn dar. Durch das Gebiet fließt der Averser Rhein, welcher am Talschluss in den Hinterrhein mündet und nur einer von den unzähligen Rheinen in dieser Gegend ist (z.B. Rheno di Lai, Rhein da Sumvign usw.). Der Name Rhien begegnet uns also praktisch in jedem Tal, von wegen es kann nur einen Rhein geben.
Der Wegverlauf:
Von Juppa aus geht es zuerst ein kleines Stück bergab anstatt bergauf. Wir überqueren dann den Averser Rhein auf einer breiten Brücke, obwohl es hier noch leicht möglich wäre den "Rhein" ohne Brücken oder andere Hilsmittel zu überqueren. Anschließend wird auf gutem (Fahr)-Weg das unbedeutende Averser Skigebiet durchquert, was aber im Sommer kaum auffällt, da aufwändige Anlagen erfreulicherweise zur Gänze fehlen, und auch die planierten Flächen nicht weiter ins Auge fallen. Bei Vorder Bergalga, einem kleinen Bauernhof endet dies Gebiet auch schon, nach nicht einmal einem Kilometer. Gerade und mäßig ansteigend zieht sich der Weg immer weiter ins Val Bergalga hinein. Nach weiteren drei Kilometern ist dann mit Hinter Bergalga ein zweiter Hof erreicht und der Weg verwandelt sich in einen Pfad. Diesem folgen wir weiter in Richtung Furcla Bergalga, bis linksseitig die Einsattlung zwischen Piz Mungiroi und Gletscherhorn über uns sichtbar wird. Über moderat ansteigende Grashänge und später steilen Schutt oder eventuell Schneefelder gewinnen wir unschwierig die Einsattelung. Wegspuren gibt es kaum, aber die gesamte Flanke ist recht gut begehbar. Vom Sattel selbst leiten dann rechtsseitig einige, oft von Schneeresten verdeckte, Wegspuren steil aber unschwierig zum Gipfel. Höchstens eine halbe Stunde ist für diesen Schlussanstieg zu veranschlagen. Probleme mit der Wegsuche dürfte es keine mehr geben, denn der sanfte Grat ist von dieser Seite aus eigentlich fast überall begehbar.
Besonders eindrucksvoll ist der Blick ins Nachbartal, auf die schroffen Kletterwände des Bergells, mit dem Piz Cengalo und den gewaltigen Nordostabstürzen des Piz Badile, eine der schwierigsten Alpenwände überhaupt. Fast lieblich wirken dagegen die Tiefblicke auf den Lac da Duan unter dem imposanten Riesenklotz des abgelegenen Piz Duan. Berninagruppe, Piz Platta und Monte Disgrazia sind weitere prominente Blickfänger. Nach Süden hingegen sind mit Ausnahme des Rheinwaldhornes nur wenige Gipfel leicht zu identifizieren. Die stolze und auf den Meter gleich hohe Pyramide des Monte Gallegiun wäre hier zu nennen und die eleganten weiß leuchtenden Firnflächen des Pizzo Stella, dahinter das obeliskenförmige Tambohorn.
Vom Sattel aus (Abstieg am Aufstiegsweg) kann über den Südwestgrat noch der Piz Mungiroi ohne größeren Aufwand mitgenommen werden. Anmutige Schuttfelder mit Schneeresten, und in beides eingebettet, einem glasklaren Seeauge machen diese Variante zu einem äußerst lohnenden Abstecher in die totale Einsamkeit. Zwar weglos, aber ohne Schwierigkeiten führt ein Schuttgrat direkt zum Gipfel. Beim Abstieg zurück ins Val Bergalga ist darauf zu achten, nicht zu weit nach Norden (rechts) abzudriften, da die unteren Hänge dort felsiger werden und schwer zu begehen sind. Am besten benutzt man die Anstiegsroute.
Talort: Juppa (2000 m)
Ausgangspunkt : Juppa
Zeiten: Juppa-Gletscherhorn: 3 St. , abstieg 2 St. ; Piz Mungiroi + 0,5 bis 1 St. vom Sattel (Auf-und Abstieg)
Höhenunterschiede: Juppa-Gletscherhorn: 1100 Hm. Sattel-Piz Mungirio: 150 Hm.
Schwierigkeiten: viel Schutt, Altschnee und wegloses Gelände, für erfahrenen Bergwanderer gut machbar
Stützpunkte: keiner
Übernachtungsmöglichkeiten im Talort: Pension Edelweiß, teuer, Lagerübernachtung 45 Franken, da auch Frühstück und Abendessen im Preis inbegriffen sind und genommen werden müssen; diese Unsitte hat sich im Averstal etwas verbreitet, tel.: 081/6671134 ; Splügen Lodge, tel.: 081/6641025 oder Schulhaus Innerferrera, tel.: 081/6611585
ÖPNV-Anschluß: Postbusse von Thusis oder Andeer; der erste Bus startet um 7,20 Uhr in Andeer und ist um 8 Uhr in Juppa