Pico de Vallibierna (3067m)
Besteigung eines unbekannten, relativ leichten 3000ers in den spanischen Pyrenäen
Die meisten der steilen und felsigen 3000er um Benasque sind nicht einfach zu besteigen. Von ehemaligen Gletschern glatt geschliffener Fels, loses Gestein und steiler Fels. Viele dieser Berge wirken ziemlich unnahbar, einige sind es auch. Viele aber haben auch die eine oder andere “Schwachstelle” von wo aus sie erstiegen werden können. So auch “unser” Pico de Vallibierna. Es gibt einen zwar nicht einfachen, aber durchaus für den Normalbürger machbaren, Anstieg von der Südseite. Obwohl er recht mühsam ist finden wir einen wunderschönen Anstieg, zuerst durch Wälder, dann vorbei an 3 malerischen Seen. Die Krönung aber ist der Schlussteil: Ein aussichtsreicher Gratanstieg, der am Schluss leichte Kletterei über den ausgesetzten Grat zwischen dem Cerro Culebra und dem Hauptgipfel erfordert. Dieser Wegteil bietet neben den umfangreichen Aussichten zudem noch beeindruckende Tiefblicke.
Ausgangspunkt: Refugio Vallibierna (1950m)
Ein steiniger, ungeteerter Fahrweg führt zum Refugio. Aber der Weg ist nicht allzu schlecht. In der Hauptsaison um Juli und August ist er allerdings mit einer Schranke verschlossen. Dafür fahren dann regelmäßig öffentliche Busse zur Hütte - für leicht übertriebene 18 Euro hin und zurück. Startpunkte sind Benasque selbst und der Parkplatz la Senarta.
Höhenmeter: ca.1200 mit kurzen Gegenanstiegen
Gehzeit: 6-8 Stunden
Anforderungen: Zweierstellen am zweiten See und am Übergang zwischen den Gipfeln.
Dazu steile Schutthänge, einige steinige Wege und eine nicht immer deutlich Wegführung.
Anfahrt: Durch Benasque hindurch und hinter dem Stausee, und einem langen Tunnel nach rechts etwas hinunter nach La Senarta (altes Gebäude und Parkplatz). Von hier per Bus weiter, 5,30 und 7,15 Uhr sind die ersten Abfahrten
Die “Hütte” ist sehr einfach, hat nur Massenlagerliegen ohne Decken und Kissen. Keine Kochgelegenheit! Schlafsack notwendig, Kocher von Vorteil.
Am Startpunkt ist alles noch gut ausgeschildert, sogar der Pico de Vallibierna bekommt ein Hinweisschild, das soll allerdings auch das Einzige bleiben. An der ersten Gabelung halten wir uns rechts. Die Ibones de Vallibierna liegen auf jeden Fall am Weg und sind gut ausgeschildert. Der nächste Wegweiser findet sich vor einer kleinen Brücke, welche wir wiederum auf der rechten Seite überqueren. Danach wird der Weg etwas undeutlich, also müssen wir gut auf Markierungen und Steinmänner achten. Nach der Überquerung eines kleinen Baches steigt der Weg steiler an, bis wir das Ufer des Ibon de Ballibierna Bajo erriechen. Des unteren Sees. Mit leichtem Auf und Ab umrunden wir den See, am Schluss durch leichte Felsen. Hinter dem See folgt ein kurzer Zwischenabstieg, hier ist nicht wirklich leichtes Abklettern angesagt. Das hat mit Weg nicht mehr sooo viel zun tun, es gibt aber auch Umgehungsmöglichkeiten für diese Stelle. Entweder oberhalb der Felsen oder nah am Seeufer. Noch gut 100 Meter zwischen dicken Felsen hindurch, dann sind wir schon fast am oberen See, dem Ibon Alto. Direkt hinter dem See finden wir rechts unmarkierte Pfadspuren vor. Das sind unsere, bzw. ist der Weg zum Gipfel. Zwischendrin wartet er mit leichten Kletterstellen auf, aber nur ca. 20 Hm und maximal im Einserbereich. Oberhalb der Felsen bleibt der Pfad steil und die Markierungen sind spärlich. Man kommt aber praktisch überall hinauf. In jedem Fall müssen wir irgendwann auf einer kleinen Anhöhe rauskommen, wo man einen weiteren See sehen kann. Und endlich den Gipfelaufbau. Der steilt sich ordentlich auf, und die Spuren bleiben recht undeutlich.
Zuerst müssen wir erstmal ein paar Höhenmeter absteigen, vielleicht ca. 50 Hm und dann durch mühsamen Schutt und Felsen, etwas Links haltend, ein kleines Felsband überwinden.
Dann wird der Pfad deutlicher, bleibt aber steil. Doch allzu weit ist es nicht mehr zum Gipfel, noch ca. 150 höhenmeter und wir stehen auf dem ersten Gipfelpunkt. Nun wird es richtig spannend, zumindest für diejenigen die noch weiter möchten. Ein schmaler Grat leitet zum Hauptgipfel und dem Pico Culebra. Dabei braucht es ordentlich die Hände, doch zum Glück ist der Fels fest und stabil. Auch an Griffen und Tritten mangelt es nicht, und die Aussicht ist vom Allerfeinsten. Posets, Aneto, Bachimala, Maladeta und unzählige weitere Gipfel schmücken den Horizont. Vor allem aber die direkten Tiefblicke sind beeindruckend. Wir sehen die See und die weitläufige Steinwüsten unter den höchsten Pyrenäenbergen direkt unter uns. Das war alles mal Gletscher…jetzt ist es seeehr mühsames Gelände, aber es existieren tatsächlich einige Wege durch dieses Labyrinth. Doch wir sollten nicht zu sehr darauf schauen, denn beim Übergang ist definitiv höchste Konzentration angesagt. Er ist aber nicht allzu lang, doch wir müssen ihn ja auch wieder zurück klettern.
Apropos zurück, der Abstieg ist weit und erfolgt mangels Alternativen und durch den Rückkehrzwang zur Bushaltestelle über den Aufstiegsweg.