Reisebericht – Cusco
Impressionen von Anna Birk
Cusco, die Hauptstadt der gleichnamigen Region ist eine Stadt im peruanischen Andenhochland. Auf einer Höhe von etwa 3350 Metern ist diese Stadt eingebettet in einer atemberaubenden Gebirgslandschaft. Diese lädt ein zu sportlichen Aktivitäten in der Natur (Wandern, Mountainbiking oder Rafting), aber auch anderweitig Interessierte kommen durch die Auswahl an historischen Denkmälern, den Inkaruinen und Museen in dieser Stadt garantiert nicht zu kurz.
Wenn man mit dem Bus nach Cusco reinfährt kann man direkt einen wunderbaren Blick über die Stadt genießen, und auf einem der umliegenden Berge, springt einem die Schrift „Viva el Peru glorioso" ins Auge.
Vorher wird man sehr wahrscheinlich erstmals die Höhe zu spüren bekommen, da Cusco immerhin auf 3350 Höhenmetern liegt. Während es am Tag schön warm ist, und die Sonne recht oft zum Vorschein kommt, können die Nächte ziemlich kalt werden. Auch an diesen Temperaturunterschied heißt es sich erstmals zu gewöhnen und bei nächtlichen Unternehmungen ist es stets ratsam sich warm anzuziehen.
Cusco zählt zu den interessantesten Städten Perus, nicht zuletzt wegen seiner außergewöhnlichen Architektur, spanischer Stil, stark geprägt durch die Inka. Besonders der Plaza de Armas, der zentrale Punkt der Stadt, mit der Kathedrale und der Kirche La Compañia de Jesus geben architektonisch viel her. Im Frühling ist der Platz mit bunten Blumen geschmückt und die Bänke inmitten des Plaza laden zum Entspannen ein.
Touristischer Einfluss
Cusco ohne Tourismus ist mittlerweile unvorstellbar und das ist auch in jedem Winkel der Stadt zu spüren. Ob es die Straßenverkäufer sind, Kinder in traditionellen Kleidern, die sich gegen Geld für ein Foto bereitstellen, oder Frauen, die den Touristen mit dem Spruch „Masajes Miss, Manicure, Pedicure, Waxing" erwarten und mit einer Schönheitsbehandlung verwöhnen wollen - es wird eigentlich ständig daran erinnert, dass man in der Stadt nur zu Besuch ist und jeder irgendwie Business mit einem machen will. Kein Wunder, denn das größte Einkommen der Stadt Cusco ist der Tourismus.
Doch der touristische Einfluss hinterlässt natürlich auch positive Spuren. Es gibt eine große Auswahl an Restaurants, von preiswerter, internationaler, peruanischer Küche ist für jeden etwas dabei. Wie in den meisten südamerikanischen Ländern besteht ein Mittagessen (almuerzo), wie auch ein Abendessen ( cena) eigentlich immer aus einem Menü mit Suppe, Hauptspeise und meist noch einem Getränk oder Dessert. Auf den peruanischen Märkten lässt sich schon für 3 Soles (umgerechnet etwa 80 Cent) ein Menü verspeisen.
Ein typischer Snack der Anden, „Anticuchos", gegrillte Rinderherzen, wird überall von den netten Peruanerinnen auf der Straße verkauft und von den Peruanern geliebt. Allerdings sollte auf der Straße stets Vorsicht geboten sein, da man sich durch die mangelnde Hygiene der Zubereitung oft eine Magenverstimmung oder Schlimmeres zulegen kann, und das muss auf einer Reise ja wirklich nicht sein.
(Und wenn wir grad dabei sind, fällt mir in dem Zusammenhang noch ein: Es ist immer eine gute Idee eine Rolle Toilettenpapier bei sich zu haben, es jedoch nie (!) in die Toiletten zu werfen, denn das machen die Südamerikanischen Spülungen nicht mit.)
Fast überall gibt es Supermärkte mit einer recht großen Auswahl. In den Supermärkten um den Plaza de Armas lassen sich sogar europäische Güter (Produkte) wie Pumpernickel oder Ritter Sport Schokolade ergattern. Allerdings sollte es dem europäischen Feinschmecker dann auch wert sein, etwas mehr dafür hinzublättern.
Zudem bietet Cusco viele kleine, interessante Boutiquen, in denen man von Schmuck bis zu Tassen, traditionellen Stiefeln und Taschen oder Alpaca-Kleidung alle erdenklichen Souvenirs erwerben kann. Allerdings in der Innenstadt oft zu überteuerten Preisen.
Besonders einladend ist das Künstlerviertel ‚San Blas' mit dem gleichnamigen Plaza. Auf dem sonnigen Platz, auf dem zur Mittagszeit ein Künstlermarkt stattfindet, befindet sich auch die Kirche von San Blas sowie ein Springbrunnen. In näherer Umgebung gibt es viele nette Restaurants und Bars mit Live-Musik.
Cusco, eine Stadt der Künstler und Musiker
In fast jeder Bar finden abends Lifekonzerte statt, von Worldmusic bis Rock, Raggae, Funk, Hip Hop und Salsa ist hier für jeden Geschmack etwas dabei. Die Musik lässt sich dann bei einem leckeren Getränk, typischerweise einem Pisco Sour (typischer Cocktail mit Pisco, Limette und rohem Eiweiß, ich weiß hört sich ungewohnt an, schmeckt aber sehr lecker!) oder einem anderen Cocktail genießen. Meistens sollte man es noch locker zur Happy-Hour schaffen, in der zwei Getränke zum Preis von einem angeboten werden.
Auf der Straße breiten die Künstler Ihre Schmuckstücke aus, und leicht kommt man mit Ihnen ins Gespräch um zu erfahren, dass sie auch oft aus einem der umliegenden Länder kommen und durch Südamerika reisen, teilweise mit nicht viel mehr bei sich als Ihren Werkzeugen und Mitteln, um Ihren Schmuck herzustellen.
Generell ist es nicht schwer mit Peruanern ins Gespräch zu kommen, denn sie sind ein sehr aufgeschlossenes und freundliches Volk. Da Cusco eine Stadt der Herumreisenden ist trifft man auch viele Menschen aus anderen Südamerikanischen und natürlich auch anderen Ländern. Sozusagen (Kurz gesagt,) eine perfekte Stadt zum kulturellen Austausch. Ich habe oft die Erfahrung gemacht, als ich alleine auf dem Plaza de San Blas saß, dass man dort nicht für lange Zeit alleine sitzt. Denn meistens gesellt sich schnell ein Latino dazu, um mit einem ins Gespräch zu kommen. Ist man in der richtigen Laune , kann man dies zum kulturellen Austausch nutzen, manchmal ist man aber auch einfach zu müde von dem ständigen Angequatscht werden, was der touristische Einfluss in Cusco leider mit sich bringt.
Der ist auch nachts zu spüren, besonders wenn man nachts über den Plaza de Armas spaziert kann man sich kaum vor Flyern und Gutscheinen für Freigetränke retten. Klar, aufgrund der großen Auswahl von Clubs und Kneipen in Cusco, ist der Wettbewerb natürlich groß.
Viele Clubs bieten zu früher Stunde (meist ab 20 Uhr) kostenlose Salsa-stunden an, die sich später oft als hilfreich erweisen, denn in vielen Lokalitäten wird zumindest zwischendurch Salsa oder der moderner Rhythmus Cumba gespielt. Ansonsten spielen die meisten Clubs über den Abend verteilt oftmals (da vorher schon meistens) alle mögliche Musik von House bis Reggae und Dancefloorclassics. Die meisten Ausgehmöglichkeiten sind in unmittelbarer Nähe des Plaza de Armas. Von hier aus kann man übrigens auch zu jeder Stunde ein Taxi zurück zum Hotel nehmen.
Cusco und Umgebung
Um die Umgebung Cuscos zu besuchen kauft man sich am Besten das „Bolleto turistico", welches 7 Tage gültig ist und alle Eintritte zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten und Museen deckt. Damit kann man beispielsweise die Ruinen Sacsaywuaman, Moray oder Pisac besichtigen um der Kultur der Inca noch etwas näher auf den Grund zu gehen.
Der Künstlermarkt lädt außerdem dazu ein jegliche Souvenirs, von Schmuck bis zu traditionellen Stoffen zu kaufen. Von Cusco aus fährt man ungefähr 40 Minuten mit dem Bus.
Cada su viaje - jedem seine Reise
Kommt man etwas mit den Einwohnern Cuscos, die auch oft aus anderen Teilen Perus kommen, um in Cusco zu Leben, in Kontakt, merkt man wie spirituell das Leben hier geprägt ist.
Für mich hat sich das besonders durch die lockere Art in den Tag hinein zu leben geäussert. Viele junge Leute verdienen hier Ihr Geld, in dem sie Konzerte geben, mit Instrumenten, die sie sich selber beigebracht haben oder Schmuck herstellen.
Da dies keine wirklich sichere, absehbare oder gleichmäßige Einnahmequelle birgt, bleibt einem natürlich oft nichts anderes übrig als den Tag so zu nehmen wie er kommt. Da (2x) viele Menschen auf der Durchreise sind und Cusco durch den Tourismus von immerzu verschiedenen ankommenden und abreisenden Menschen gezeichnet ist, lernt man ständig eine Menge verschiedener Menschen kennen. Im Umgang mit Menschen wird oft von positiver und negativer Energie gesprochen. „Tu tienes una buena energia, buena honda".
Bei allen Hochs und Tiefs, die das Leben mit sich bringt ist das Ziel immer im ‚Equilibrium' zu bleiben, oder dem zumindest nahe zu kommen, und sich weder von positiven noch von negativen Ereignissen zu sehr beeinflussen zu lassen. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und deshalb ist es besonders wichtig mit sich selbst im Reinen zu sein, denn alles andere um einen herum kann sich schließlich ständig ändern. Diese Haltung ist mir besonders in so fern deutlich geworden, das man sich viel weniger um die Angelegenheiten der A?anderen schert und sich im Gegenzug dazu auch viel weniger Gedanken machen muss, was andere über einen denken
Lastet nach einiger Zeit die Reizüberflutung der Großstadt zu sehr auf einem oder hindert eine Person oder ein Ereignis einen zu sehr daran ‚bei sich selbst zu sein', dann ist es Zeit sich zu reinigen, von den „negativen" Energien. Dann heißt es beispielsweise einen Trip in die Natur zu machen, oft wird dazu in einer spirituellen Zeremonie ein Kaktus (z:B der San Pedro Kaktus) getrunken, um sich zu reinigen von Dingen, die einen beschäftigen, einen aber eigentlich davor hindern zu sich selbst und zum Equilibrium zu finden.
Das System der Gesellschaft (arbeiten, ein geordneter, meist stressiger Alltag, Leben um zu arbeiten und arbeiten um zu leben) hindert den Menschen vor seiner eigentlichen Bestimmung. Die jungen Menschen, die Herumreisen, ahnungslos, was der nächste Tag bringt, widersetzen sich diesem System, dieser konventionellen Lebensart und haben mich mit Ihrer Unbeschwertheit, Harmonie und unerklärlichen Stabilität oft sehr beeindruckt.
Hat man dann das Glück abends ein Konzert einer traditionellen Band (wie z.B. Amaru Pumac Kuntur) zu besuchen, eine Mischung aus Didgeridoos, Flöte, Gitarre, Trommeln und Gesängen in Quechua zu lauschen, begleitet von einem kleinen Feuer und dem Geruch von Weihrauch, überwältigt einen ein Glücksgefühl. Wow, ich bin in Südamerika, ich kann eine andere Kultur so hautnah miterleben!
Und vielleicht auch der Wunsch etwas von dieser Kultur, dieser Lebensart und Unbeschwertheit mit sich mit zu nehmen.