Auszüge aus einem Reiseberichtes von Thomas Wilken / Leseprobe 

Vorwort

Haben sie auch schon einmal während der Besteigung eines bekannten Bergzieles regelrecht im Stau gestanden? Halten auch sie nicht viel vom Prozessionsgehen und würden sich auch gerne hin und wieder mal Touren abseits der ausgetretenen Pfade des alpinen Massentourismus vornehmen? Und sie finden es auch schade, dass sich das Interesse der Bergsteiger fast ausschließlich auf einige wenige Modeberge konzentriert? Dem kann vielleicht Abhilfe geschaffen werden, Hauptintention dieses Führers ist es nämlich, zur besseren Verteilung der zahlreichen Bergsteiger in den Alpen beizutragen.

 Es werden also Tourenziele vorgestellt, auf welchen eher selten Begegnungen mit anderen Bergsteigern zu erwarten sind. Dafür aber sind solche mit Steinböcken oder Murmeltieren umso wahrscheinlicher. Die vorgestellten Touren führen allesamt durch unerschlossenes, relativ ursprüngliches Terrain und bieten eine ideale Möglichkeit dem alpinen Massentourismus zu entfliehen.

Auch die Nähe einiger der vorgestellten Tourenziele zu bekannten Feriendestinationen wie Davos, Flims oder Arosa ändert an dieser Tatsache nichts. Als besonders geeignet um solche Touren herauszusuchen habe ich die Bergwelt Graubündens befunden, wo sich neben den Modegebieten der Bernina oder Silvrettagruppe auch noch zahlreiche unberührte Gebiete befinden, welche ebenfalls sehr interessante Tourenmöglichkeiten bieten, der fehlenden Bekanntheit zum Trotz.

Sämtliche Touren sind unter normalen Verhältnissen während der gesamten Sommersaison von Juni bis Oktober problemlos durchzuführen, wobei natürlich zwischenzeitliche Wintereinbrüche in Höhen um 3000 Meter nie ganz auszuschließen sind.

Alle Ausgangspunkte sind dank dem hervorragenden Schweizer Postautonetz problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.

Weiterhin ist allen Touren gemeinsam, das sie bisher in noch keinem anderen Tourenführer erschienen sind (von den Alpenvereinsführern natürlich abgesehen), wodurch das Spektrum an beschriebenen Tourenmöglichkeiten vergrößert wird. Bücher, welche in immer wieder neuer Form Viertausender oder andere Modeberge auflisten, sind mittlerweile wahrlich genug erschienen. Deshalb wendet sich dieses Buch nun an den individualistisch angehauchten Teil unter den Bergsteigern, welcher im Gebirge in erster Linie das Erlebnis in der Natur sucht und dabei weniger Wert auf berühmte Gipfelnahmen legt. Trotzdem befinden sich unter den aufgeführten Touren durchweg stattliche und alpinistisch reizvolle Bergziele, darunter zahlreiche Dreitausender. Keine der Touren überschreitet den 2. Schwierigkeitsgrat und auch die wenigen Gletscherüberschreitungen sind durchweg als harmlos einzustufen und fast spaltenfrei. Somit sind alle vorgestellten Gipfelziele auch durchaus, entsprechende bergsteigerische Erfahrung vorausgesetzt, von Berggewandten Alleingängern verantwortungsvoll zu bewältigen.

Die Tourenbeschreibung beginnt jeweils mit einer allgemeinen Vorstellung des Berges und seiner unmittelbaren Umgebung, auch unter geschichtlichen und kulturellen Aspekten. Dann wird auf den Wegverlauf selbst eingegangen. Dazu sind in einer Extraspalte für die Tourenplanung wichtige Angaben wie Höhenmeter, Distanz, Schwierigkeit und Unterkünfte aufgeführt. Die Unterkunftsvorschläge sind für Leute gedacht, die sich den Schweizurlaub durch günstiges Wohnen finanzierbar gestalten möchten, zumeist sind Gruppenunterkünfte ausgewählt worden, übergroßer Luxus ist hier also nicht zu erwarten. Zusätzlich wird jede Tourenbeschreibung durch Bilder und eine Karte ergänzt. Die angegebenen Schwierigkeitsbewertungen beziehen sich auf die normale, in allen Alpenvereinsführern verwendete Schwierigkeitsskala. Auf die Aufzählung der gängigen Verhaltensweisen im Gebirge wird im Rahmen dieses Führers bewusst verzichtet, da diese erstens hinlänglich bekannt sein dürften und zweitens in fast jedem Bergbuch zu finden sind. Auch auf umweltgerechtes Verhalten in den Bergen wie z.B. das Widermitnehmen des eigenen Mülls muss wohl nicht extra hingewiesen werden, weil dies für Bergsteiger und Wanderer eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmittel ist wenn möglich natürlich ebenfalls dem eigenen Auto vorzuziehen, schon weil so eine deutlich stressfreiere An- und Abreise garantiert sind. Hinweise zu Verbindungen der Ausgangspunkte mit öffentlichen Verkehrsmitteln befinden sich unter den Touren im Informationsteil.