Radüner Rothorn (3022 m) Albula Alpen

3000er über dem Fluelapass

Das Radüner Rothorn via Schwarzhornfurka bildet die ruhige Alternative zum bekannten und fast immer überlaufenen Flüela Schwarzhorn. Leicht lassen sich diese beiden Gipfel aus der Schwarzhornfurka heraus miteinander kombinieren. Durch den hochgelegenen Ausgangspunkt an der Flüela Passtraße sind selbst beide Gipfel zusammen leicht als Tagestour durchzuführen.

Raduener Rothorn Schwarzhorn

Die dunkle Pyramide des Schwarzhorn dominiert klar das Bild dieser Berggruppe, aber auch die "Riesenhand" des Piz Radönt, einem wildgezackten Kletterberg, wirkt sehr aufregend. Zwischen diesen beiden wuchtigen Bergestalten bildet das Radüner Rothorn mit seinem rötlich schimmernden Schiefergestein einen interessanten Kontrast. Während Flüela Weißhorn und Flüela Schwarzhorn als von überall her sichtbare Wächter über der Paßhöhe sehr begehrte Tourenziele sind, ist das Radüner Rothorn bei Bergsteigern nahezu unbekannt. Auch der Rest der umliegenden Berge erhält selten menschlichen Besuch. Wer im Gebirge Ruhe und Abgeschiedenheit sucht ist hier also genau richtig, und das in direkter Nachbarschaft eines der wohl am eisten bestiegenen Dreitausendern der Schweiz. An schönen Sommertagen, wenn das Schwarzhorn mehr einem überdimensionalen Ameisenhaufen ähnelt, als einem Kletterberg, kann man sich das Treiben vom Radüner Rothorn aus angemessener Entfernung betrachten und sich fragen, warum (fast) alle Bergsteiger auf dieselben Berge pilgern und andere eigentlich ebenso interessante Ziele kaum beachten. Ist der Herdentrieb des Menschen doch stärker als der vielbeschworene Individualismus der Bergsteiger ? Das seltene Glück allein auf dem Schwarzhorn zu stehen hatte ich an einem Frühsommertag Mitte Juni, allerdings um den Preis knietiefer Schneefelder auf weiten Teilen des Anstiegsweges.

Der Flüelapass führt durch eine Landschaft von rauher Schönheit, durchsetzt mit mehreren glasklaren Bergseen und steil aufragenden Bergflanken. Am auffälligsten von diesen ist der direkt an der Passhöhe gelegene Schottensee, fast auf Augenhöhe mit der Passtrasse. Diese verbindet das Unterengadin mit der Landschaft Davos und führt von Davos nach Susch. Neuerdings hat sie allerdings Konkurrenz bekommen, der 2002 eröffnete Vereinatunnel führt direkt von Klosters nach Lavin im Unterengadin und bietet auch die Möglichkeit der Autoverladung. Hier kann sich die zeitaufwendige Mühe des Passfahrens also jetzt erspart werden. Wer aber die hochgelegenen Ausgangspunkte des Passes für Touren nutzen möchte und gleichzeitig schnell wechselnde, bleibende Landschaftseindrücke schätzt, wird auch in Zukunft die Flüelapassroute bevorzugen.

 

Der Wegverlauf

Gestartet wird direkt an der Bushaltestelle Susasca auf 2250 Mertern Seehöhe 1,5 Kilometer östlich der Flüela Passhöhe. Ein markierter, recht breiter Weg führt nach Süden in das Tal des Susascabaches hinein. Anfangs nur leicht ansteigend wird er schnell steiler, bevor er sich an glatt geschliffenen Felsen vorbei windet, den Punkt 2605 umrundet und sich dann nach Südwesten wendet. Nun verläuft der Weg immer weiter in das Tal hinein, für Abwechselung sorgen felsige Gratausläufer des Schwarzhorn Ostrückens. Vor dem Schlußanstieg zur Schwarzhornfurka muß noch ein Firnrest gequert werden dessen Umfang von Jahr zu Jahr abnimmt. Bald wird er ganz der Klimaerwärmung zum Opfer gefallen sein. Danach wird der Steig wieder steiler und windet sich in Serpentinen zum breiten Sattel der Schwarzhornfurka hinauf. Kurz unter dieser biegt man links nach Süden ab und erreicht problemlos über einige einfache Firnfelder und den harmlosen Nordgrat (Gehgelände) den Gipfel des Radüner Rothorns. Imposant ragt die dunkle Pyramide des Piz Linard, des höchsten Silvrettegipfels ostseitig in den Himmel. Die Westseite hingegen wird vom wuchtigen, fast gleich hohen Piz Kesch mit dem Porchabellagletscher beherrscht. Natürlich fallen auch Schwarzhorn, Piz Radönt und die ebenfalls nahen Piz Vadret im Süden, und das Flüela Weißhorn direkt über der Passhöhe sofort ins Auge. Auch die etwas weiter entfernte Berninagruppe ist an klaren Tagen gut auszumachen. Tief unter uns zieht sich das langgestreckte Dischmatal bis hin nach Davos. Auch dieses kann als Ausgangs-oder Endpunkt gewählt werden, wobei sich der Aufstieg dann durch die beschilderte Furcla Radönt durchgeführt würde. Der Weg hierher ist von Dürrboden ausgeschildert und führt zuerst in die linke Talseite über den Weg zur Grialetschhütte. Dann den linken Weg bezeichnet hinauf zur Furcla Radönt. Diese stellt auch eine der Alternativen für den Abstieg dar, wobei eine Überschreitung des Rothorns durchgeführt würde. Von der Furcla Radönt aus kann auch weglos aber unschwierig über den harmlosen Vadret da Radönt zum Aufstiegsweg und zum Pass zurückgekehrt werden. Eine weitere lohnende Alternative stellt der Abstieg zurück zur Furcla Radönt dar, von wo aus noch das Schwarzhorn über den breiten Schuttrücken des Südgrates erstiegen werden kann (+ eine Dreiviertelstunde).

Talorte: Davos (1600 m); Susch (1421m)

Augangspunkte : Susasca am Flüelapass (2250 m) , Dürrboden im Dischmatal (2009 m)

Zeiten: Susasca- Radüner Rothorn: 2 St. , Abstieg 1,5 St. ; Dürrboden Radüner Rothorn: 2,5 St. , Abstieg 1,5 bis 2 St.

Höhenunterschiede: Susasca-Radüner Rothorn: ca. 800 Hm. ; Dürrboden-Radüner Rothorn: ca. 1000 Hm.

Schwierigkeit: für den erfahrenen Bergwanderer ohne nennenswerte Schwierigkeiten

Stützpunkt: Grialetschhütte (2542 m) 1,5 St. Von Dürrboden, 2,5 St. von der Flüelapaßstraße

Übernachtungsmöglichkeiten im Talort: Gasthaus Dürrboden ab 15.6. geöffnet, tel.: 081/4163414 ; Flüela Hospiz, von Mai bis Oktober geöffnet, tel.: 081/4161747

ÖPNV-Anschluß: Flüelapass: stündlich Postbusse von Davos oder Susch (weniger Busverkehr im Frühsommer !) ; Dürrboden: ab 9 Uhr Busse von Davos