Oder: Wo sich der Winter gut aushalten lässt…
Der Pico Viejo ist nach dem Teide der zweithöchste Berg der Kanarischen Inseln und immerhin über 3000 Meter hoch. Er wird eher selten bestiegen, bietet aber vor allem durch die Einblicke in seinen gewaltigen Krater unvergessliche Erlebnisse. Das markanteste Merkmal des Pico Viejo ist seine massive Caldera, eine große Kraterstruktur, die sich auf seinem Gipfel befindet. Die Caldera hat einen Durchmesser von etwa 800 Metern und eine Tiefe von mehr als 300 Metern. Sie entstand durch den Einsturz des Vulkankraters nach einer heftigen Eruption.
Nach der mühsamen, kalten und windigen Besteigung des Teide (ein tolles Erlebnis mit grandiosen Ausblicken, das die kleinen Unannehmlichkeiten definitiv wert war) haben wir uns für den nächsten Tag gleich die nächste Tour vorgenommen. Denn neben dem 3700m hohen Teide gibt es einen weiteren 3000er auf der Insel Teneriffa: den 3100m hohen Pico Viejo, die alte Spitze. Auch dieser Berg ist natürlich Teil des einst riesigen Vulkanberges, aus welchem sich Teneriffa gebildet hat. Dementsprechend aufregend ist die Begehung der obersten Kraterränder, aber dazu kommen wir später. Toll ist es in jedem Fall, dass man im Februar auf Teneriffa Wandern und Bergsteigen kann, wie anderswo im Sommer. Und das Meer ist auch noch warm genug, um nach den Touren ein Bad mit einzubauen…
Gleich am Ausgangspunkt, Parada Nacional genannt, wartet der erste Höhepunkt auf uns:
Die Roques de Garcia sind imposante, einzeln stehende Felsbrocken mit markanten Formen. Sie zwingen zum ersten Fotostopp, noch bevor wir überhaupt ein paar Höhenmeter überwunden haben. Dann geht es aber endlich bergauf. Der Weg wird deutlich schmaler, und auch das Besucheraufkommen geht erstaunlich schnell. Immer den Teide vor Augen steigen wir höher und höher. Die Roques sind längst unter uns verschwunden, aber die Canadas mit dem Guajara als Höhepunkt bilden immer noch einen imposanten Blickfang.
Etwas später bietet auch unser Aufstiegsweg wieder etwas richtig spektakuläres: Die Eier des Teide. Berge legen zwar keine Eier, aber diese riesigen, rundlichen, schwarzen Felsen, welche hier in großen Mengen verstreut sind, könnte man glatt für ein Gelege halten. Man kann um sie herumgehen - oder sie einfach nur im Vorbeigehen bestaunen. Hat in jedem Fall was.
Der Pico Viejo ist nicht nur ein faszinierendes geologisches Phänomen, sondern auch ein bedeutendes Naturerbe von Teneriffa. Die Vulkanlandschaft rund um den Pico Viejo bietet einzigartige ökologische Bedingungen, die seltene Pflanzenarten beherbergen, die an das raue Klima und die vulkanische Umgebung angepasst sind.
Über den Eiern geht es steil bergauf, und so langsam merken wir, dass es windig ist - wenn auch (noch) deutlich weniger, als gestern auf dem Teide. Trotzdem werden nach und nach immer mehr Windjacken ausgepackt. Naja, wir sind auch schon recht hoch, der Kraterrand wird schon sichtbar. Es sieht zwar nah aus, aber ist er noch nicht wirklich. Das nächste Steilstück zieht sich.
Dann wird es aber wirklich spektakulär: In zunehmend unangenehmer werdendem Wind leiten uns schmale Serpentinen unfehlbar nach oben. Und plötzlich stehen wir auf dem Kraterrand. Richtig geil! Wir schauen in den gewaltigen Krater, der sicher mehrere 100 Meter an Durchmesser hat. Und sehen darüber lange Grate, die eine Umrundung durchaus möglich machen würden. Allerdings ist es etwas zu windig dafür. Also entscheiden wir uns dagegen.
Einer meiner Handschuhe wird beim Ausziehen (für Fotos…) vom Wind erfasst, und ich bekomme ihn nur mit äußerster Mühe zurück. Die anderen sind daher ein Stück vor mir und steigen auf der nun wieder deutlicheren Spur dem höchsten Punkt entgegen. Sieht sehr schön aus, dieser Teil. Also beeile ich mich auch dorthin zu gelangen. Aufholen wird nicht einfach, ich habe zu lange dem Handschuh hinterher gejagt. So kann ich weitere Fotos machen und komme dann als letzter oben an.
Egal, die Aussicht ist der absolute Hammer, vor allem der Blick in den Krater. Ausser dem Teide sind alle Berge deutlich unter uns, wir sehen Felsen, Küsten und Wälder. und natürlich den Allgegenwärtigen: den Teide. Der Wind ist hier so stark, dass man sich dagegen stemmen muss, um vorwärts zu kommen. Daher sehen wir zu, dass wir runterkommen.
Der Name "Pico Viejo" bedeutet übersetzt "alter Gipfel" und verweist auf die geologische Entstehungsgeschichte des Vulkans. Der Vulkan ist etwa 150.000 Jahre alt und gilt als der älteste Teil des Teide-Pico-Viejo-Vulkanmassivs. Es wird angenommen, dass der Pico Viejo vor vielen Jahrtausenden aktiv war und zusammen mit dem Teide ausgebrochen ist.
Wie schön und urtümlich diese Landschaft ist: Felsen in schwarz, rot, gelb und orange. Gigantische Formationen. Und dieser Krater! Dazu eine immense Fernsicht. Und außerdem kaum Andrang. Außer uns ist hier gerade niemand unterwegs - anders als vorher am Teide oder am Guajara….
Der Wind wird hier einfach zu kalt. Da es bergab zum Glück recht schnell geht, gerade durch das rutschige vulkanische Gestein, landen wir schnell wieder in wärmeren Gefilden. Der Wind weht deutlich schwächer und wir können den Rest des Abstieges genießen. Den obligatorischen Gipfelschnaps verlegen wir dann in das Restaurant, in dessen Nähe wir geparkt haben.