Wir starten in La Paz. Um 7:45 wurde ich vom Fahrer, Porfi, abgeholt. Nachdem die Kunden abgeholt wurden, ging es in die Berge. Schon im Auto gab es einige Lamas und Alpakas zu sehen, Lamas sind etwas größer und breiter gebaut, wohingegen Lamas etwas kleiner und zierlicher erscheinen. Nach ca. 1,5 Stunden Fahrt ging dann die Wanderung los. Wir starten auf ca. 4200 Metern. An der Laguna Kasiri vorbei ging es auf einen steinigeren Weg.
Ohne Guide wäre es wahrscheinlich fast unmöglich gewesen, den Weg zu finden. Im Gegensatz zu den Alpen gibt es keine Wegweiser auf den Strecken. Selbst Trampelpfade, an welchen man sich orientieren könnte, sucht man meistens vergeblich. Es wird mit der Zeit immer kälter, die letzten 200-300 Höhenmetern werden sogar im Schnee bewältigt. Da es auch zu schneien anfängt, fühlt es sich, auch wegen der dünnen Luft und der Anstrengung, wie ein kleiner Kampf an, welcher am Ende mit einer überwältigenden Aussicht von fast 5000 Höhenmetern belohnt werden sollte, besonders als sich die Wolken verziehen und die Sicht klarer wird.
Die Wasservorräte werden mit frischem, kalten und klaren Gletscherwasser frisch von der Quelle aufgefüllt, ehe der Abstieg beginnt, welcher viel schneller vonstatten geht, als der Aufstieg. Im Palcoma-Tal, wo das Nachtlager aufgeschlagen wird, wartet Porfi mit Zelten, Schlafsäcken und unseren Rucksäcken auf uns. Leider fällt es mir schwer, das hier unten zu genießen, da sich die Höhe in Form von starken Kopfschmerzen und leichter Übelkeit bemerkbar macht, vielleicht hätte ich auf die Worte des Guides hören sollen, der empfohlen hat, langsam zu gehen und mehr Pausen einzulegen. Auch beim schnellen Abstieg hätte ich es wohl langsamer angehen sollen. Naja, jetzt weis ich´s fürs nächste Mal. Nach einer Ibuprofen, einem kleinen Schläfchen und mehreren Maté de Coca geht es mir dann auch wieder besser und mein Körper gewöhnt sich immer besser an die Höhe. Jorge, unser Guide, bereitet uns noch ein Abendessen zu, danach geht es ins Zelt zur Nachtruhe.
Am zweiten Tag des Hampaturi-Trekkings geht es vom Palcoma-Tal zur Laguna Ajua Khota. Wieder begegnen uns unterwegs einige Alpakas. Um 6.30 geht der Wecker, es gibt Frühstück, die Zelte werden abgebaut und ins Auto gepackt und weiter geht das Laufen. Heute ist das Wandern etwas entspannter und es sind nicht so viele Höhenmeter zu bewältigen, was mir sehr gelegen kommt, da die körperlichen und mentalen Folgen von gestern immernoch leicht bemerkbar sind. Um die Mittagszeit wird das Lunchpaket, bestehend aus zwei Brötchen und einer Banane, vernichtet. Nach der Wanderung holt uns Porfi ab und fährt uns das letzte Stück bis zur Lagune. Unterhalb der Lagune gibt es einen weiteren Stausee, von welchem Trinkwasser für La Paz bezogen wird. Oberhalb unseres Nachtlagers gab es wohl mal einen Fußballplatz. Für mich unvorstellbar, dass auf dieser Höhe mal richtig gebolzt wurde, das einzige, was noch steht, sind die beiden Tore, das “Spielfeld” ist komplett verwuchert. Mich als Fußballnerd faszinieren solche Anblicke trotzdem und ich habe riesigen Spaß dabei, über Spiele und Events auf diesem ominösen Platz zu fantasieren.
Auf Höhe des Bolzers habe ich das Internet, ca. 30 Höhenmetern weiter unten, bei den Zelten, nicht. Da die Kunden wohl noch schwerer mit der Höhe zu kämpfen haben, entscheiden Sie sich, mit Porfi nach La Paz zurück zu fahren, ich bleibe in den Bergen und versuche, mit Jorge gute Gespräche beim Essen zu führen, was aufgrund der Sprachbarriere gar nicht so einfach ist.
Nachts wache ich einmal auf, gehe pinkeln und bestaune den Sternenhimmel, der aufgrund der nicht vorhandenen Lichtverschmutzung bei weitem klarer und heller erscheint, als wenn man ihn in der Stadt anschaut. Leider friere ich relativ schnell, weshalb es nach ca. 5 Minuten schon wieder ins Zelt und den Schlafsack geht.
Um 7.30 kamen dann die Kunden mit Porfi an, es gab Frühstück und weiter ging die Wanderung.
Heute ging es erstmals auf über 5000 Meter, genauer gesagt auf 5.170 Meter, auf den Cerro Masser, benannt nach dem Österreicher Maximilian Masser. Auf dem Gipfelkreuz wurde in Form einer Inschrift Ihm gedacht.
Auch wenn wieder einige Höhenmeter abgespult wurden, habe ich mittlerweile keine Probleme mit der Höhe, mit der Kondition teilweise schon noch.
Beim Abstieg gab es dann noch zwei sehr schöne Wasserfälle zu sehen.
Nachdem mich Porfi frühmorgens abgeholt hat und wir wieder in die Berge fuhren, stand der vierte Tag des Hampaturi-Trekkings an. Die anderen Teilnehmer haben am selben Platz übernachtet, wie ich in der vorherigen Nacht. Heute war das Wandern etwas entspannter, da es nicht viel hoch und runter ging.
Der letzte Tag des Hampaturi-Trekkings war dann verregnet und kalt, aber trotzdem von der Aussicht wieder schön. Gut, dass ich mir eine Regenhose geliehen hab, schlecht, dass ich nicht an Handschuhe gedacht habe.
Am ersten Tag des Conduriri-Trekkings ging es dann in die erste Nacht in einem Refugio. Es wurde nach ca. 6 Stunden Fußweg erreicht, die Kunden wollten noch ein bisschen weiter laufen und sind von der Unterkunft noch zum Basecamp des Huayna Potosi, welcher sich auf über 6000 Metern befindet. Bei dem klaren Wetter hatte man eine klare Sicht auf Ihn. Nach einem kurzen Erholungsschläfchen habe ich mich dann auf einem Stein niedergelassen und für eine längere Zeit bei entspannter Musik den Anblick der Laguna Esperenza und Laguna Wichu Khota genossen. Abends gab es dann wie immer Suppe und einige Maté de Coca, was einen schönen Kontrast zur Kälte bietet.
Vom Refugio aus ging es dann weiter. Es gab wieder einige Lamas und Alpakas zu sehen. Zusätzlich dazu trieben sich zwischen den Steinen einige “Picachus”, kleine, flinke, graue Berghasen zu sehen. Hinter dem nächsten Gipfel führte der Weg durch eine Landschaft, bestehend aus viel Moos, zur nächsten Unterkunft. Unser Gastgeber war nicht durchgehend anwesend, da er sich, passend zum Lebensstil in den Anden, noch zeitweise um seine Lamaherde, welche sich etwas weiter entfernt befand, kümmern musste.
Für die letzte Nacht in den Bergen wurde das Gepäck nicht wie gewohnt von Porfi transportiert, sondern von Eseln. Nach unserer Ankunft an der Laguna Tuni trafen etwas später auch die Esel mit unserem Gepäck ein und die in Säcken eingepackten Taschen wurden abgeliefert. In der Lagune spiegelte sich wegen der Klarheit des Wassers wunderschön die Berglandschaft wieder, was erstens zum Verweilen und zweitens zum Schiessen einiger atemberaubender Bilder einlud. Neben unserer Gruppe war noch eine Gruppe angehender Bergguides aus aller Welt vor Ort, die einen Kurs belegten. Von hier sieht man sehr gut die 3 Berge, welche so angeordnet sind, dass man mit etwas Fantasie eines Condor mit ausgebreiteten Flügeln erkennen kann, was dem Conduriri-Gebirge letztlich seinen Namen gegeben hat.
Nach der letzten Nacht ging es dann zurück nach La Paz. Ich komme gut erholt zurück und nehme von der Tour viele schöne Eindrücke und Erinnerungen mit, freue mich aber auch ein kleines bisschen, wieder in der Zivilisation zu sein.