Entdecke die Vielfalt der 5000er Berge in den Anden. In Ecuador, Peru, Bolivien und Chile gibt es viele 5000er Berge, die leicht zu besteigen sind. Diese Berge eignen sich ideal für Akklimatisation-Touren, Trekking-Touren oder auch als lohnende Gipfelziele. In diesem Artikel stelle ich einige der schönsten leichten 5000er Berge in den Anden vor.
Die 5000er in den Anden sind wohl zu viele, um gezählt werden zu können. Einige von ihnen haben bisher noch keine Namen. Oder die Namen sind schwer herauszufinden. Natürlich gibt es die großen und bekannten Berge knapp unter 6000m: Cotopaxi, Misti, Nevado de Tolima, Condoriri, Licancabur, Nevado Pisco, Ollague oder Tarapaca gehören zu den großen Klassikern der Anden und überragen ihre Umgebung teils deutlich.
Es gibt aber auch die kleineren, leicht zu besteigenden 5000er Berge. Sie warten nicht mit technischen Schwierigkeiten auf und oft kann auf große Höhen hinauf gefahren werden.
Diese Berge eignen sich ideal für Akklimatisationstouren um sich auf höhere Ziele vorzubereiten. Aber sie können auch oft in mehrtägige Trekkingtouren eingebaut werden und bieten eine prächtige Aussicht auf die ganz hohen Ziele der Anden. Oder gar als Höhepunkt einer Andenreise als erster 5000er in einem Bergsteigerleben gefeiert werden.
In jedem Fall bieten diese Berge lohnende Ziele, die es sich definitiv zu besteigen lohnt. Hier stelle ich mal einige leichte 5000er vor, wobei ich die 4 Länder Ecuador, Peru, Bolivien und Chile berücksichtigt habe.
Illiniza Norte (5105m) Ecuador
Als Tagestour von Quito aus zu erreichen und mit anregender Kletterei am Schluss.
Ja, die Kletterei im zweiten Schwierigkeitsgrad disqualifiziert den Illiniza Norte eigentlich für einen der leichtesten 5000er der Anden. Allerdings befindet man sich schon bei der komplett unschwierigen Besteigung der Schulter auf über 5000m, daher passt der Berg trotzdem in diese Kategorie. Es gibt einige hohe Berge um Quito herum, die als Tagestour von der ecuadorianischen Hauptstadt bestiegen werden können. Corazón, Rucu Pichincha, Pasochoa, Guagua Pichincha und sogar die näher an Otavalo gelegenen Imbabura, Cotacachi und Fuya Fuya gehören dazu. Der einzige Berg über 5000m in dieser Kategorie ist allerdings der Illiniza Norte. Bis El Chaupi auf ca. 3800m kann man mit einem normalen Fahrzeug gelangen. Hier kann auch übernachtet werden. Ein guter Jeep fährt sogar auf gut 4000 m hinauf. Bei dieser Variante kann man sich die Übernachtung im ungemütlichen Refugio Nuevos Horizontes sparen. 4700 Meter hoch liegt das Refugio und es fehlt von dort nicht mehr viel zur 5000m hohen Gratschulter. Der schönste Teil aber sind die letzten 100 Höhenmeter mit leichter Kletterei im zweiten Schwierigkeitsgrad.
Abra Anticonapass, Peru
Die Region um den Anticonapass ist unter Bergsteigern fast völlig unbekannt.
Dabei verbindet dieser auf 4700m hinauf führende Pass die Hauptstadt Lima mit der Provinzhauptstadt Huancayo. Sehr hoch am Pass - auf ca 3800 m Höhe - befindet sich das Bergstädtchen La Oroya, das Unterkünfte, Restaurants und weitere Infrastruktur bietet.
Oberhalb der Passhöhe warten erstaunlich bunt gefärbte Berge, die zum Großteil problemlos zu besteigen sind. Einer heißt Monte Meigs, viele weitere Namen sind kaum herauszubekommen. Aber besteigen kann man sie trotzdem, die schöne Landschaft ist hier noch unverbaut und der Startpunkt ist hoch. Es fahren Busse von Lima und Huancayo über den Pass und manchmal sogar ein Zug. Die Busse halten auf Wunsch an der Passhöhe und von La Oroya aus können Taxen angeheuert werden.
Jampa (5512m) Peru, Cordillera Vilcanota
Eine der schönsten Bergregionen Perus und wohl auch der gesamten Anden ist die Cordillera Vilcanota, welche den Großraum Cusco vom Amazonastiefland trennt. Es handelt sich dabei um ein alpines Gebirge mit immer noch gewaltigen Gletschern und unnahbaren 6000ern. Der höchste Punkt ist der ca. 6300m hohe Ausangate. Dessen Besteigung erfordert ein sehr hohes Maß an Erfahrung. Aber es gibt auch kleinere und einfachere Berge, die während der Umrundung des Massivs ohne große Probleme bestiegen werden können. Eine davon ist der Jampa, immerhin über 5500 Meter hoch, aber trotzdem eisfrei und ohne Kletterstellen zu erreichen. Allerdings braucht es zwei Trekkingtage, um zum Ausgangspunkt der Besteigung zu gelangen.
Cerro Milagro (5125m) Chile
Milagro heißt Wunder. Und dieser Berg ist wirklich wunderschön. Orang, Gelb und Rottöne finden sich dicht beieinander. Zudem besticht der Cerro Milagro mit seiner markanten Kegelform. Man muss allerdings erstmal recht weit in das Tal von Jurasi hinein wandern, um den Berg überhaupt zu Gesicht zu bekommen. Dabei gibt es mit den Termen von Jurasi eine fantastische Bademöglichkeit in heißem Thermalwasser mitten im Gebirge. Vom Andendörfchen Putre aus braucht es nur ca. 20 Minuten, um den großen Parkplatz an den Termen zu erreichen. Die schnellste Anfahrt aber erfolgt von der Rückseite: auf einem unscheinbaren Fahrweg. So kann man bis auf 600 Hm an den Berg heranfahren. Der Rest ist ein aussichtsreicher Serpentinen-Anstieg mit tollen Ausblicken. Unschwierig erreicht man den Gipfel und kann in diesem langgezogenen Bergmassiv noch weitere Gipfel in die Tour einbauen. Übernachtet werden kann vor und/oder nach der Besteigung des Cerro Milagro im Dorf Putre auf 3500m. Vermutlich das höchstgelegene Dorf in Chile.
Guane Guane (5145m) Chile
Guane ist zwar Vogelmist auf Aymara - aber Mist ist dieser schöne Berg keineswegs! Sein schöner Kegel überragt das Altiplano um den Lauca Nationalpark und lässt sich auf zwar steilen, aber unschwierigem Gelände ersteigen. Dabei müssen 700 kurzweilige Hm überwunden werden, wobei man immer wieder die grandiosen Tiefblicke auf die Seen des Lauca Nationalparks zu sehen bekommt. Zumeist kreuzen auch Viscachas, die springende Mischung aus Hase, Schwanz und Känguru unseren Weg. Ebenso sie die possierlichen Vicunas und manchmal auch der Andenfuchs. Condore habe ich ebenfalls schon am Gipfel zu Gesicht bekommen, diese sind aber etwas seltener. Definitiv reihen sich am Gipfel des Guane Guane aber die 6000er Vulkane zwischen Chile und Bolivien auf: Pomerape, Parinacota, Acotango, Capurata und Guallatire beherrschen das Bild Richtung Osten. Auch für den Guane Guane ist das Städtchen Putre im nördlichsten Teil Chile - oberhalb von Arica - der Ausgangspunkt.
Toco (5642m) Chile
Der höchste leichte 5000er in meiner Auswahl ist der Toco, oberhalb des Touristenhighlights San Pedro de Atacama. Um einen Berg von 5642m Meereshöhe angehen zu können, sollte man natürlich einige Tage in der Höhe verbracht haben und vielleicht schon mal auf 4500-5000m aufgestiegen sein. Um San Pedro ergeben sich dazu zahlreiche Möglichkeiten: Zum Beispiel liegen die Tatio Geysire schon auf gut 4300m, und drumherum sind einige leicht erwanderbare “Hügel” zu finden. Ein großer Vorteil des Toco ist die kurze Anfahrt von San Pedro aus. Es dauert keine Stunde bis, ein guter Jeep die Bergsteiger auf gut 5000m transportiert hat. Die restlichen 600 Höhenmeter müssen dann aber zu Fuß überwunden werden. Eine deutliche Pfadspur bis auf beide Gipfelkuppen hilft dabei. Die Hände werden für die Besteigung des Toco nicht gebraucht, es sei denn, um Wanderstöcke zu bedienen… Ähnlich hoch und ähnlich gut zu besteigen wie der Toco, ist ein weiterer Vulkan bei San Pedro de Atacama: der Lascar. Allerdings sind hier ca. 3 Stunden Anfahrt aus dem Wüstenstädtchen vonnöten. Und gelegentlich ist die vulkanische Aktivität des Lascar zu hoch und der Berg wird gesperrt. Daher habe ich mich für den Toco als leichteren dieser beiden Vulkane entschieden. Der Toco bietet einen fantastischen Ausblick auf die vulkanischen Landschaft Südboliviens und die Laguna Verde und Laguna Blanca. Fast direkt nebenan ragt der gewaltige Licancabur in die Luft, der perfekte Vulkankegel.
Cerro Kinkillosa (5022m) Bolivien, Cordillera Real
Einer meiner Lieblingsberge um meine einstige Wahlheimat La Paz ist der 5000er Cerro Kinkillosa. Von La Paz aus braucht es nur ca.45 Minuten Anfahrt, um über den Cumbre Pass Richtung Coroico an die ersten 5000er der Cordillera Real zu gelangen.
Man startet am hinteren Ende des Incachaca Stausees und wandert aussichtsreich über den Ostgrat zum Gipfel. Dabei kommen wir an einer Stelle vorbei, wo ein paar kleine Quarze gefunden werden können, die Hauptattraktion sind aber Kalksteine mit einem runden Loch in der Mitte. Die gibt es nur am Kinkillosa. Extrem aussichtsreich ist dann der Gipfelblick: Atemberaubende Tiefblicke auf den Stausee und ins Hampaturtal und auch auf Teile von La Paz. Im Süden dominieren die Fels- und Eisgipfel der Hampaturigruppe mit dem Serkhe Khollo und dem Japa japani, überragt vom gigantischen Illimani und seinem Nachbarn, dem flachen Mururata. Für den Abstieg bietet sich ein Schutthang an, wo wir einige Höhenmeter im losen Geröll “abfahren” können. Zum Schluss umrunden wir den Incachaca Stausee und gelangen von dort wieder zur Passstrasse.
Chacaltaya (5395m) Bolivien, Cordillera Real
Chacaltaya, dieser Name gehört zu den bekannteren Bergen in Bolivien. Lange war am Chacaltaya nämlich das höchstgelegene Skigebiet der Welt gelegen. Mittlerweile ist der Gletscher aber spätestens im Juli komplett abgeschmolzen und die verbliebenen Liftanlagen rosten vor sich hin. Ein großes Skigebiet gab es allerdings nie hier. Es gab einen Lift und eine eher kurze Piste. Aber immerhin: für Einheimische die einzige Gelegenheit, überhaupt mal Ski zu fahren. Und für Europäer die Möglichkeit, es mal auf über 5000 Metern zu versuchen. Der holprige Fahrweg, wie so oft in Bolivien einer Minengesellschaft geschuldet, existiert aber weiter und führt bis zur mehr oder weniger verlassenen Hütte auf 5200m. Es bleiben nur noch gut 100 Hm zum ersten Gipfelpunkt und ca. 200 Hm zum 5395m hohen Hauptgipfel. Kein Wunder also, dass der Chacaltaya bei Einheimischen und auch Touristen ein beliebtes Ausflugsziel darstellt. Auch Bike-Abfahrten sind möglich. Übernachten oder Einkehren in der Hütte geht allerdings nicht mehr. Wir bieten eine Überschreitung der gesamten Bergkette an, mit Abstieg zum Zongopass. Dabei können um die 5 oder noch mehr 5000er “gesammelt” werden. Mit 200 hm Anstieg auf deutlichem Pfad ist der Chacaltaya wohl ein Topfavorit auf den Title “Der leichteste 5000er der Anden”.
Cerro Saturno (5008m) Bolivien, Cordillera Real
Ein weiterer Top-Favorit für den leichtesten 5000er der Welt ist der Cerro Saturno, welcher sich wie der Kinkillosa am Cumbre Pass zwischen Coroico und La Paz befindet. Der Startpunkt ist direkt an der Passhöhe auf schon 4700m und kann sogar mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden. Nun bleiben nur noch gut 300 Höhenmeter übrig und die sind unkompliziert. Man läuft zuerst auf dem Fahrweg auf den Berg zu und steigt dann - auf ebenfalls breiten Wegen - zum Abra Chukura hinauf, der sich schon auf 4900 Metern befindet. Hier startet der bekannte Choro Trail, ein breiter Weg führt ab hier nur noch abwärts in Richtung Yungas. Wir aber halten uns links, hier geht es nun erstmal flach bis zu einem kleinen Seeauge. Dann etwas steiler unter dem Nebengipfel durch den nun steilen, aber problemlos zu begehenden, Gipfelkopf hinauf. 5008 Meter zeigt das GPS, gerade noch ein 5000er! Er bietet atemberaubende Tiefblicke in die Yungas und direkt nebenan erhebt sich der deutlich höhere und schwierigere Wila Manquilizani. Ein guter Jeep kann sogar bis zum Abra Chukura hinauffahren. Damit wäre der Aufstieg noch kürzer als am Chacaltaya und kaum schwieriger… Und die Höhe macht sich etwas weniger bemerkbar, da wir uns fast 400m tiefer als am Chacaltaya befinden.
Cerro Austria (5321m) Bolivien, Cordillera Real
Der Cerro Austria zählt zu den großen Klassikern in der Cordillera Real und in ganz Bolivien. Er befindet sich im beliebten Condoriri Gebiet. Direkt im Angesicht der großen Klassiker wie Cabeza de Condor, Ala Izquierda, Aguja Negra und natürlich dem Pequenio Alpamayo. Mit seinen 5322 Metern befindet sich der Cerro Austria durchaus auf Augenhöhe zu den meisten Hochgipfeln der Region. Allerdings mit dem Unterschied, dass der Cerro Austria völlig eisfrei zu besteigen ist und vom Condoriri Basecamp an der Laguna Chiar Khota ein deutlicher Pfad zum Gipfel führt. Wer bis zur Rinconada mit dem Auto fährt, kann den Berg durchaus als Tagestour von La Paz aus besteigen. Er bietet den perfekten Überblick auf beide Seiten der Cordillera Real, steht direkt vor den höchsten Condoriri-Gipfeln mit dem Cabeza als Höhepunkt und glänzt mit atemberaubenden Tiefblicken auf die Laguna Juri Khota und die Laguna Chiar Khota. Selbst die Oberstadt von La Paz, El Alto, und der ferne Titicacasee schieben sich ins Blickfeld. Zurecht gilt der Cerro Austria daher als einer der Aussichtsberge der Anden schlechthin.